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Efeu: Immergrün und gar nicht langweilig

Die grosse Sortenvielfalt von Efeu ermöglicht eine vielseitige Verwendung. Viel dazu beigetragen hat der Benediktiner-Mönch  Ingobert Heieck, der Sorten ausgewählt und beschrieben hat. Seine Arbeit gilt noch heute als wegweisend.

Bild: Hedera 'Anita'

 

Efeu deckt Mauern ab, überwächst Häuser, wird als Bodendecker gepflanzt und wenn man ihn entfernen möchte, hinterlässt er Spuren oder ist mühsam auszureissen. Häufig werden starkwüchsige, grossblättrige Arten oder Sorten eingesetzt, die Unschönes schnell abdecken, aber auch schnell alles überwuchern und ständig geschnitten werden müssen. Efeu wird zwar als praktisch eingeschätzt, ist aber nicht wirklich beliebt.
In dem Zusammenhang taucht häufig die Frage auf, ob Efeubewuchs an Bäumen oder auf Mauern, nicht Schaden anrichten und deshalb besser entfernt werden sollten. Nein, denn Efeu ist kein Parasit, sondern eine Kletterpflanze, die Haftwurzeln ausbildet. Schäden an Gebäuden entstehen dann, wenn der Efeu zu stark wächst und in Ritzen eindringt. Die Haftwurzeln verwandeln sich in gewöhnliche Wurzeln, die durch ihre Ausdehnung Schaden anrichten können.

Bild: Hedera 'Duckfoot'

Wer kennt die Vielfalt von Efeu?

Vermutlich nur einige Liebhaber. Wenige Gärtnereien bieten eine grosse Sortenvielfalt an, die das Herz von Sammlerinnen höher schlagen lässt. Meist sind es ausschliesslich die erwähnten, starkwüchsigen und vielleicht noch die eine oder andere Sorte als Zimmerpflanze. In der Schweiz gibt es derzeit nur einen Gärtner, der sich intensiv mit dem Sammeln und Vermehren von Efeu befasst. Martin Gmeinder hat in den letzten Jahren eine Sammlung von heute 150 Sorten aufgebaut, die er in der kleinen Gärtnerei Bieri in Münchwilen/TG (www.garten-bieri.ch) anbietet. Was ihn an Efeu besonders fasziniert? Die Vielseitigkeit der Sorten, aber auch der Verwendung. So können Efeu für die Bepflanzung von Trögen, Balkonkisten, Rabatten, aber auch als Bodendecker, in der Floristik eingesetzt und als Bonsai geformt werden.
Es wird geschätzt, dass weltweit ca. 1000 Sorten existieren, wobei diese Zahl wesentlich tiefer sein kann, da häufig gleiche Sorten unter anderem Namen in Umlauf sind.

Bild: Hedera 'Alten Brucken'      

Grösste Sammlung in der Abtei

Den grössten Beitrag zur Verbreitung von Efeu-Sorten hat sicherlich der Benediktiner Bruder Ingobert in der Abtei Neuburg bei Heidelberg geleistet. Der 1993 verstorbene Gärtner-Bruder hat sich wie kein anderer dem Efeu verschrieben, Sorten gesammelt, neue ausgewählt, Herkünfte recherchiert und Pflanzen vermehrt. Er gilt heute noch als einer der grössten Kenner auf dem Gebiet der Efeu. Seine Publikation ‚Efeu-Sorten’ ist mittlerweile vergriffen.
Die Sortenvielfalt und die intensive Vermehrungstätigkeit in der Kloster-Gärtnerei hatte auch einen ganz profanen Grund: Das Kloster brauchte Einnahmen. Heute noch besitzt das Kloster 360 Sorten Efeu, die vermehrt und verkauft werden im Blumenladen (während der Sommersaison).

Sortenbeschriebe und Zeichnungen wieder erhältlich

In der neusten Ausgabe des Ivy-Journals (Volume 35) der Amerikanischen Efeu Gesellschaft (www.ivy.org) sind übrigens Dutzende von Efeu-Sorten (alles Hedera helix Cultivare) in Strichzeichnungen von Garry Grueber abgebildet. Grueber hat in der Abtei Neuburg ein Praktikum unter Bruder Ingobert absolviert und ist dabei der Faszination der Efeu erlegen. Er beschreibt in einem Artikel in der oben erwähnten Ausgabe des Ivy-Journals seine Zeit mit Pater Ingobert. Die Zeichnungen hat der ehemalige Praktikant jeweils abends erstellt. Als Gast des Klosters war er ähnlichen Tagesabläufen wie die Mönche unterworfen und nutzte so seine freie Zeit. Die Zeichnungen wurden im Buch ‚Hedera-Sorten – Ihre Entstehung und Geschichte dargestellt am Sortiment der Gärtnerei Abtei Neuburg’ zur Illustration verwendet. Das Werk, obwohl vergriffen, gilt heute noch als massgebliche Referenz für die Namensgebung der Efeu-Sorten.
Bild: Hedera 'Elegant'
 

Efeu für Kennerinnen und Liebhaber

Die Website der Amerikanischen Efeu-Gesellschaft (www.ivy.org) ist ein Fundus an Informationen. Die Präsidentin der Gesellschaft, Suzanne Pierot, ist eine ausgezeichnete Efeu-Kennerin, die eine eigene Systematik der Efeu-Sorten geschaffen hat. Hier finden sich Listen von Efeu-Sorten, Bücher und Adressen von Gärtnereien. Und ja, das darf nicht fehlen: Zur Efeu-Sorte des Jahres 2010 wurde Hedera helix ‚Ritterkreuz’ gewählt. Als Mitglied (für 20 Dlrs/Jahr) erhält man jährlich eine Efeu-Sorte zugeschickt, damit die Sammlung sich erweitere.
 

Bild: Hedera helix 'Ritterkreuz', eine Sorte von Bruder Ingobert.

In Deutschland ist die Efeu-Gesellschaft noch zu Lebzeiten von Pater Ingobert gegründet worden. Sie ist eng an Mario’s Efeugarten angegliedert, eine Spezialitäten-Gärtnerei mit einem grossen Sortiment an Efeu.
Im Merian Park Botanischer Garten Brüglingen (Basel) ist neben dem Pächterhaus ein schönes Sortiment an Efeu zu sehen. Viele der Sorten stammen ursprünglich aus der Abtei Neuburg von Pater Ingobert Heieck (www.bogabrueglingen.ch).

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der American Ivy Society.

www.ivy.org  American Ivy Society
www.garten-bieri.ch  Martin Gmeinder, ca. 150 Sorten Efeu (noch keine Liste auf Site)
http://www.efeugarten.de/gesellschaft.htm Deutsche Efeu-Gesellschaft
http://www.efeugarten.de Mario’s Efeugarten, in Kuerten-Biesfeld/D 350 Sorten
www.bogabrueglingen.ch Efeu-Sammlung im Merian Park, Botanischer Garten Brueglingen

Portrait von Bruder Ingobert und anderen Pflanzensammlern im Buch von Helga Panten, Pflanzensammler und ihre Leidenschaft. 34 Portraits, Tipps, Adressen. Im Eigenverlag erschienen.
 

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