Gelb, Orange, Rot, Lila – wer sagt, der Herbst sei eine trostlose Zeit, hat sich noch nie richtig die eindrucksvolle Laubfärbung der Gehölze angeschaut. Die Bäume und Sträucher schaffen vor dem Winter ein natürliches Spektakel und bringen warme Töne in die Monate, die sonst eher kühl und ungemütlich sind.
Genau aus diesem Grund raten Landschaftsgärtnerinnen, sich bei der Gestaltung des Grundstücks auch ganz bewusst mit der dritten Jahreszeit zu beschäftigen und bei der Pflanzenwahl die Herbstfärbung der Gehölze in die Entscheidung unbedingt mit einzubeziehen. „Bei Bäumen fragen die meisten Menschen richtigerweise zunächst nach Grösse und Wuchsform. Daneben interessieren sich viele auch noch für die Blüte und die Früchte“, Uschi App vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). „Wie sich das Laubdach zum Jahresende präsentiert, haben dagegen die wenigsten bei der Planung im Blick. Dabei können gerade damit grossartige Effekte im Garten erzielt werden.“
Goldener Schimmer
Während der dunkler werdenden Abende haben Gehölze mit gelber Färbung einen grossen Auftritt! Herrlich, wie sich das Licht der tiefstehenden Sonne in den Blätterdächern verfängt und sich ein goldener, heller Schimmer über den Garten legt. Das gesamte Areal wirkt freundlicher und hintere Bereiche rücken optisch etwas nach vorn. Der Blick aus dem Fenster wird zum Fest. „Strahlend gelb zeigen sich im Herbst beispielsweise die fächerförmigen Blätter des Ginkgo biloba“, weiss Uschi App vom BGL. „Auch mit seinem ästhetischen Wuchs punktet der Fächerblattbaum, der sich botanisch weder den Nadelgehölzen, noch den Laubgehölzen eindeutig zuordnen lässt. Hier rate ich aber unbedingt zur männlichen Variante, denn weibliche Ginkgobäume bilden Anfang Herbst mirabellenähnliche Früchte aus, die einen sehr unangenehmen Geruch verbreiten.“ Köstlich duftend überzeugt dagegen der Japanische Kuchenbaum (Cercidiphyllum japonicum). Er verströmt im Herbst ein weihnachtliches Parfum, das an Zimt, Karamell und Lebkuchen erinnert. Farblich lässt er an einen romantischen Sonnenuntergang denken: In ein leuchtendes Gelb mischt sich häufig ein intensives Orange. Deutlich weniger kräftig, eher elegant pastellgelb, ist das Laub der Schönfrucht (Callicarpa giraldii). Als besonderes Highlight trägt der Strauch lilafarbene beerenförmige Früchte, die bis in den Dezember hinein erfreuen. Doch auch im Sommer ist die Pflanze spektakulär: Dann trägt sie zwar nur kleine, aber dafür heissbegehrte Blüten zur Schau. Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlingen tummeln sich zu dieser Zeit rund um den Strauch.
Rotes Feuer
Warm und deutlich ruhiger wirken Gehölze, die sich vor ihrem Laubabwurf in ein rotes Gewand kleiden. Sie beschwören den berühmten Indian Summer hervor und kreieren im Garten ein feuriges Meisterwerk. „Alle Sorten der Felsenbirne (Amelanchier) punkten mit verschiedenen Schattierungen des satten Tons: von Kupferrot bis Bronze ist alles dabei“, sagt Uschi App vom BGL. „Im Frühjahr ziert dieses Gehölz ein Meer aus weissen sterneförmigen Blüten, im Spätsommer schmückt es sich mit köstlichen dunkelblauen Früchten. Diese werden nicht nur von Vögeln gerne angenommen, sondern sind auch für uns Menschen geniessbar. Aus diesem Grund wird die Felsenbirne im Volksmund auch ‚Korinthenbaum‘ genannt.“ Ein sattes Weinrot nehmen die filigranen Blätter des Japanischen Ahorns (Acer japonicum) an. Vom lauen Herbstwind leicht bewegt, bietet sich den Betrachtenden ein eindrucksvolles Bild. Als heimischer Star tut sich das Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) hervor: Es färbt sich im Herbst gelborange bis dunkelrot. Platziert man dieses Gehölz am Ufer eines Gartenteiches, sind die farbigen Reflexionen auf dem Wasser atemberaubend. Zeitgleich trumpft dieses Wildgehölz mit rosafarbenen extravagant geformten Früchten auf, die an die Kopfbedeckung christlicher Geistlicher erinnern und die der Pflanze ihren Namen gaben. Zahlreiche Tiere fliegen auf das Pfaffenhütchen: Es gilt als Vogelnährgehölz. Vor allem bei Drosseln, Amseln, Elstern und Rotkehlchen stehen die Früchte hoch im Kurs (aus diesem Grund wird der Strauch manchmal auch als „Rotkehlchenbrot“ bezeichnet). Die unscheinbaren Blüten, die sich im Mai und Juni zeigen, sind für die heimische Insektenwelt von hohem Wert. Aber Achtung: Für uns Menschen und viele Haustiere sind alle Teile des Pfaffenhütchens giftig! Landschaftsgärtner*innen raten daher bei Familien mit Kindern oder Hunden von einer Pflanzung ab.
Warme Farben
Das Sortiment an Gehölzen mit imposanter Herbstfärbung ist umfangreich und vielfältig. Für jede Grundstücksgrösse und persönlichen Stil findet sich das passende Exemplar. Wer von der schieren Auswahl überfordert ist, sollte die Expert*innen für Garten und Landschaft zu Rate ziehen. Im Gespräch findet sich nicht nur die richtige Art und Sorte, sondern auch der passende Standort, um den gewünschten sonnig-feurigen Effekt bestens zu erzielen. Auch die Pflanzung können die Profis direkt übernehmen. Dafür bietet sich die dritte Jahreszeit übrigens hervorragend an. Denn jetzt ist der Boden feucht und noch ausreichend warm, sodass die Gehölze vor dem Winter ausreichend Wurzeln bilden können, und mit einem deutlichen Entwicklungsvorsprung in das nächste Jahr starten. Weitere Informationen finden Sie auf www.mein-traumgarten.de.
BGL
- Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.