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Feuerbrandanfälligkeit von Kernobstsorten

Meldungen über die Verbreitung von Feuerbrand führen dazu, dass viele Gärtnerinnen und Gärtner bei der Wahl geeigneter Apfel- und Birnensorten ratlos sind. Ein paar Hinweise, wie robustere und anfällige Sorten gefunden werden können und ein Ausblick auf neue Züchtungsversuche.

Feuerbrandbefall, Bild: Sebastian Stabinger

 

Das grösste Risiko für den Befall mit der Bakterienkrankheit Feuerbrand besteht während der Blütezeit. Die Infizierung erfolgt über die Blüte. Weiter verbreitet wird die Krankheit durch Wind, Regen und Insekten. Eine Ansteckung kann auch über weiche, unverholzte Triebe (junge Bäume, Schnittmassnahmen) oder über Verletzungen (wie Hagelschlag, Windbruch) erfolgen.
Später blühende Sorten und Kernobstpflanzungen in höheren Lagen sind stärker vor Befall gefährdet. Erfahrungsgemäss stark befallen werden Quittenbäume (Cydonia), die sehr spät blühen und gemäss den Empfehlungen der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil nicht mehr gepflanzt werden sollten. Birnbäume sind tendenziell etwas stärker befallen als Apfelbäume. Resistente Sorten sind bis heute noch nicht gefunden worden.


Starker Feuerbrandbefall an einem Apfelbaum der Sorte Gala.
Bild: Peggy Greb

Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil hat eine Liste publiziert mit Apfel- und Birnensorten, die einerseits robust und andrerseits hoch anfällig sind auf den Befall der Bakterienkrankheit Feuerbrand. Grundsätzlich können aber alle Kernobstfalle befallen werden. Die Empfehlungen erfolgen aufgrund von Feldbeobachtungen, Projekten und Literaturhinweisen.  Es sind jedoch nur Sorten aufgeführt, die im Handel erhältlich sind. Es gibt aber weit mehr Sorten, die erwähnt werden müssten. Sie sind deshalb nicht aufgeführt, weil die Beobachtungen für eine Beurteilung noch ungenügend sind.
Zu den hoch anfälligen Sorten gehören so bekannte Apfelsorten wie Braeburn, Cox Orange, Elstar, Fuji, Gala, Gravensteiner, Jonagold, Jonathan, Topaz. Bei den Birnen Concorde, Conférence, Gute Luise, Kaiser Alexander.
Als robuste Apfelsorten gelten Ariwa, Florina, Glockenapfel, Kidd’s Orange, Resi, Retina, Schneiderapfel, Spartan und die Birne Harrow Sweet.

Neue Sorten aus altem Erbgut

Die meisten der heutigen Tafeläpfel stammen von Malus domestica ab. Genetische Vergleiche haben weltweit ergeben, dass die Eigenschaften von Apfelsorten sowohl in Europa, den USA und Australien sehr ähnlich sind. Versuche von Forschungsanstalten zielen nun auf eine Erweiterung der genetischen Einfalt hin. In zentral- und ostasiatischen Ländern wurden Reiser und Samen gesammelt, die derzeit in verschiedenen Forschungsstationen aufgezogen, eingekreuzt und beobachtet werden. Grosse Hoffnungen werden dabei auf den Urapfel Malus sieversii gesetzt, der in Kasachstan gefunden wurde. Die Art weist eine gute Fruchtqualität und –grösse auf und scheint vielversprechend, auch in Bezug auf die Resistenz gegenüber Krankheiten. Kreuzungen von Malus sieversii mit Gala haben eine hohe Schorfresistenz (67%) und eine Resistenz gegen Feuerbrand (30%) aufgezeigt. An der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil sind ebenfalls Kreuzungen mit feuerbrandresistenten M. sieversii-Typen gemacht worden.


Malus sieversii,
Bild: Peggy Greb

 

Bei der Entwicklung neuer Unterlagen konnte ebenfalls auf die Uräpfel aus dem Kaukasus zurück gegriffen werden. Dabei haben sich Malus orientalis und Malus robusta als resistent gegen Feuerbrand, Viruskrankheiten und Pilzkrankheiten erwiesen. Traditionelle Unterlagen wurden mit den robusten Arten eingekreuzt und sind weltweit in mehreren Versuchspflanzungen im Test; in der Schweiz bei Agroscope in Wädenswil und beim Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) in Frick.

Vertiefte Informationen zum Thema finden Sie auf folgenden Websites:

Merkblatt "Feuerbrandanfälligkeit von Kernobstsorten" und weitere Merkblätter.

www.fructus.ch  - Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten mit ausführlichem Artikel  "Adams Apfel - Revolutionäre neue US-Apfelsorten aus uraltem Erbgut"

Newsmeldung (Jan. 2010) zu den Antibiotika-Spritzungen (Streptomycin). Mehr zum Thema Feuerbrand auch auf www.garten.ch

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