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Ein Mikrokosmos als Abbild des ganzen Landes

Die Première des Dokumentarfilms "Unser Garten Eden" von Mano Khalil an den Filmtagen in Solothurn war erfolgreich: der Film wurde begeistert aufgenommen vom  Publikum.  Seit dieser Woche ist er in den Schweizer Kinos zu sehen. Garten.ch empfiehlt: unbedingt anschauen!

Über Schrebergärten und ihre emsigen Gärtnerinnen und Gärtner macht man sich entweder gerne lustig oder man hängt ihnen Klischees an. Mano Khalil, Dokumentarfilmer mit Wurzeln aus dem syrischen Kurdistan hatte keine dieser Absichten, als er den Film ‚Unser Garten Eden’ über ‚sein’ Schrebergartenareal in Bottmigenmoos bei Bern drehte. Er ist selber Teil dieser multikulturell zusammen gewürfelten Gesellschaft und pflegt hier seit zehn Jahren leidenschaftlich seinen Garten.


Bild: Mano Khalil, Autor, Regisseur und Gärtner

Während zwei Jahren hat er gelegentlich die Hacke mit der Kamera vertauscht und mit seinen Nachbarinnen und Nachbarn geredet und sie gefilmt. Dabei sind ihm erstaunliche Portraits von Nähe und Vertrautheit gelungen, die einem die Menschen aus dem Bottmigenmoos näher bringen.

 

Bild: Dass in den Schrebergärten gerne ein, zwei, drei Bierchen getrunken werden, scheint ein Klichée, ist aber keins.

In diesem Mikrokosmoms scheint es mitunter nicht ganz einfach, all die unterschiedlichen Bedürfnisse zu vereinbaren: hier die Freude am Feiern, dort der Wunsch nach Ruhe. Die schwierige Aufgabe obliegt dem Präsidenten, einem gestrengen Coiffeur, der vor Jahrzehnten aus Italien zugewandert ist. Er ist gewissenhaft, korrekt, freundlich, aber auch unerbittlich. Es sind nicht seine Regeln, aber er ist gewillt sie umzusetzen und er macht sich damit wenig Freunde.
Als roter Faden zieht sich der Wunsch nach einem Gemeinschaftsgrill durch den Film’. Nachdem die administrativen Hürden überwunden sind, stellen sich plötzlich weitere Probleme: Wie können auf dem gleichen Grill Christen ihre Ferkel und Muslime ihre Lämmer grillen? Die Lösung ist naheliegend und pragmatisch. Der einzige, der beinahe verzweifelt, ist der Handwerker, der die unterschiedlichen Gestaltungsideen umsetzen soll.
 


Bild: Für Aldona Boganski ist der Garten ein wichtiger Ort der Entspannung und des Nachdenkens.

Das Miteinander und Nebeneinander in ‚Unserem Garten Eden’ hat viele Facetten und es gibt immer wieder etwas zu lachen. Auch ernsthafte, traurige Momente werden festgehalten. Immer aber ist es ein freundlicher Blick, der die Menschen im Bottmigenmoos begleitet.
Es war ein gutes Team am Werk: die detailreichen Bilder zeigen, dass aufmerksam beobachtet wurde. Die sorgfältig komponierte Musik nimmt die Wirkung der Bilder auf, unterstützt oder verstärkt sie, wo es angebracht ist. Nicht verpassen!
Der Dokumentarfilm läuft diese Woche (7. Mai 2010) in den Schweizer Kinos an.
 

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