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Überwinterungsstrategien der Pflanzen

Bild BGL

Wie überleben Baum, Zwiebel und Co. die kalte Jahreszeit? Im Winter ist der Garten um einiges kahler als zu den anderen Jahreszeiten.

Die Bäume tragen kein Laub, die oberirdischen Teile der Stauden und Gräser sind vertrocknet, die Zwiebelblumen liegen abwartend unter der Erde … Tatsächlich ist all das nicht nur ein Zeichen dafür, dass die Natur im Winter auf Sparflamme läuft, sondern auch für die schlauen Mechanismen der Pflanzen, mit denen sie die kalte, wasser- und lichtarme Zeit überleben.

Bild BGL: Für uns schön anzusehen, aber für die Pflanzen im Garten ist ein kalter Winter eine besondere Herausforderung. Zum Glück können sie auf unterschiedliche ‹berwinterungsstrategien zurückgreifen, die ihnen helfen, Minustemperaturen gut zu überstehen.

Wieso gefriert das Wasser in den Pflanzen nicht?

Wie wir Menschen bestehen auch Pflanzen zu einem Grossteil aus Wasser. Es sitzt in ihren Zellen und würde sich beim Gefrieren ausdehnen, die Zellmembranen würden platzen und die Pflanzen sterben. Damit das nicht geschieht, stellen die Gewächse ihr eigenes Frostschutzmittel her. Hierbei hilft unter anderem der Zucker, den sie während der wärmeren Jahreszeiten mit Hilfe ihrer Blätter produziert und im Herbst in den Zellen eingelagert haben. Dieser setzt den Gefrierpunkt des Wassers herab. Einige Arten können so tatsächlich Minusgrade im mittleren zweistelligen Bereich aushalten. „Natürlich gilt das nicht für jede Pflanze im selben Masse“, betont Dr. Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). „Arten aus wärmeren Regionen dieser Welt waren nie darauf angewiesen, langanhaltende, sehr eisige Perioden auszuhalten. Daher haben sie auch keine entsprechenden Strategien entwickelt. Tropische und mediterrane Kübelpflanzen wie Oleander, Zitruspflanzen oder gewisse Palmen benötigen aus diesem Grund entweder einen zusätzlichen Schutz oder eine frostfreie Überwinterung in der Garage, wenn es darin ein Fenster gibt, oder dem Gewächshaus.“

Bild BGL: Efeu produziert wie viele andere Pflanzen sein eigenes Frostschutzmittel mit Hilfe von eingelagertem Zucker. Dieses setzt den Gefrierpunkt herab und sichert im Winter das Überleben der Pflanze.

Wie überleben Bäume den Winter?

Auch Bäume können ein eigenes Frostschutzmittel herstellen, darüber hinaus schützt sie aber auch ihre Rinde vor Frost von aussen. Denn die Borke enthält Lufteinschlüsse, die Extremtemperaturen abmildern. Zum anderen hat auch der Laubabwurf im Herbst Strategie. Über die Blätter verdunstet Wasser, im Winter ist dieses im Boden jedoch gefroren. Die Wurzeln können also keine Flüssigkeit aufnehmen und den Verlust über die Blätter ausgleichen. Als Folge würde der Baum vertrocknen. Daher entledigt er sich im Herbst seines Laubes, nachdem er ihm wichtige Nährstoffe entzogen und in den Zellen eingelagert hat. Weiterer Vorteil dabei: Der Wurzelraum wird durch das Laub am Boden wie durch eine Decke geschützt, und das kahle Geäst hält Schneelasten besser aus, und es kommt seltener zu einem Bruch. 

Bild BGL: Immergrüne wie der Rhododendron rollen im kalten Winter ihre Blätter ein, um die Oberfläche zu verringern.

„Auf Immergrüne wie die meisten Nadelbäume trifft all das natürlich nicht zu“, erklärt Dr. Michael Henze vom BGL. „Die meisten Nadelgehölze sind schon aufgrund der kleinen Blattflächen gut auf den Winter eingestellt, da sie eine geringe Oberfläche haben und somit weniger Wasser verdunsten. Eine Wachsschicht schützt zusätzlich vor Austrocknung und Kälte. Manche immergrünen Laubgehölze wie die Mahonie entwickeln sogar eine Art Sonnenschutz, in dem sie ihr Laub im Winter bunt färben. Ein attraktives Highlight im winterlichen Garten! Immergrüne wie der Rhododendron rollen dagegen ihre Blätter ein, um die Oberfläche zu verringern.“ Anders als bei den kahlen Laubbäumen findet Schnee auf den Ästen der Immergrünen sehr viel Fläche. Das kann dazu führen, dass sie unter der Last brechen. Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner raten daher, hin und wieder leicht an den Gehölzen zu schütteln, damit der pudrige Schnee herabrieselt und keine kompakte Schicht entsteht. 

Wieso sterben manche Pflanzen vor dem Winter ab?

Das können manche Pflanzen ähnlich gut wie wir: Wenn man sich einer Sache nicht stellen möchte, setzt man auf Flucht. Das machen zum Beispiel viele Stauden und Gräser. Sie sterben nach der Blüte oberirdisch ab – ihr Laub wird braun und vertrocknet – und treiben erst im wärmer werdenden Frühjahr oder Sommer, seltener im Herbst, wieder aus. So entgehen sie den harten Bedingungen, die im Winter über der Erde herrschen. Doch sie sind natürlich nicht tot, vielmehr ziehen sie sich in ihre Überdauerungsorgane (Wurzeln, Zwiebeln, Knollen oder Rhizome) im Boden zurück. Dort lagern sie wichtige energiereiche Speicherstoffe ein, die es ihnen erlauben, im nächsten Jahr wieder kraftvoll auszutreiben. Zwiebelblumen wie Narzissen legen bis zum Winter sogar bereits eine kleine Version der späteren Blätter, Staubgefässe und Blüten in ihrer Zwiebel an. So können sie im neuen Jahr besonders schnell und vor vielen anderen Pflanzen austreiben. „Es gibt übrigens auch wintergrüne Stauden“, erklärt der Experte für Garten und Landschaft Henze. „Sie wachsen zumeist sehr kompakt, das Laub ist sehr dicht, was die innenliegenden Blätter und Knospen vor dem Frost von aussen schützt. Schöne wintergrüne Polsterstauden sind zum Beispiel der Rosa Günsel oder das Farn-Fiederpolster. Mit ihnen lassen sich während der sonst eher kahlen Jahreszeit schöne Akzente gestalten.“ 

Bild BGL: Die meisten Stauden, Knollen- und Zwiebelpflanzen ziehen sich in ihre ‹berdauerungsorgane im wärmeren Boden zurück und verbringen dort den Winter, bevor sie im Frühjahr wieder austreiben.

Einjährige setzen dagegen auf ihre Nachkommen. Sie produzieren vor dem Winter jede Menge Samen, die einen geringen Wassergehalt, ebenfalls ein eigenes Frostschutzmittel und eine harte Schale haben und so gegen die Kälte gerüstet sind. Bei ihnen sterben zwar die Mutterpflanzen ab, doch die nächste Generation ist gesichert. Weitere Informationen zur abwechslungsreichen Pflanzenwelt und wie Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner mit ihnen durch das Jahr attraktive Gärten anlegen gibt es auf: www.mein-traumgarten.de.

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