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Späte Stauden für Insekten – die Blütenpracht geht in die Verlängerung

Bildnachweis: GMH/Erich Luer

(GMH/BdS) Nach dem Frühsommer lässt der Flor in vielen Gärten nach und es fehlt nicht nur Farbe, sondern auch Futter für Bienen und andere Insekten. Dabei gibt es viele Stauden, die bis weit in den Herbst blühen und Leben in die Beete holen.

Blüten machen Freude und im Idealfall ergänzen sich Frühstarter und Spätzünder so gut, dass sich im Garten immer neue Knospen öffnen. Umso besser, wenn Stauden nicht nur schön sind, sondern Pollen und Nektar für Insekten bieten. Damit die Beete auch nach dem Blütenhöhepunkt im Frühsommer aufblühen und das Büfett für Bienen und andere Insekten weiterhin reichhaltig ist, lohnt sich ein Blick in das Sortiment gut sortierter Staudengärtnereien: Kordula Becker kultiviert mit ihrem Mann Martin in der „Staudengärtnerei Becker“ in Dinslaken eine grosse Auswahl. Viele davon gehören zu den spät blühenden Stauden, die Schönheit mit dem Nutzen für Insekten kombinieren. Dabei denkt sie nicht nur an populäre Bienen, Hummeln und Schmetterlinge: „Es gibt ja so viele Arten, die von den späten Stauden profitieren: Käfer und Schwebfliegen zum Beispiel, die sind ja auch wichtig.“ Ihr macht es mittlerweile grossen Spass herauszufinden, welche Insekten sich in den Blüten tummeln: „Die Bergminze zieht zum Beispiel die Grosse Wollbiene an.“ Selbst wer sich nicht für die einzelnen Insektenarten interessiert, wird diese Staude mit dem botanischen Namen Calamintha nepeta mögen: Sie blüht zwischen Juli und September und verströmt frischen Duft.

Karls Klassiker: Die Glattblatt-Aster (Aster novi-belgii) ‘Rosenquarz’ wurde schon 1949 vom bekannten Staudenzüchter Karl Foerster gezüchtet und hat sich bis heute bewährt. An einem sonnigen Standort blüht die standfeste und bis 100 cm hohe Staude von September bis Oktober. Einmal eingewachsen, können Sie von dieser Sorte getrost den ein oder anderen Trieb für die Vase schneiden. Sie blüht so üppig, dass dann immer noch genug Pollen und Nektar für die Insekten übrig bleibt. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Hoch hinaus: Sie haben Platz und einen vollsonnigen Standort mit gleichmäßig feuchtem Boden? Dann machen Sie mit diesem stattlichen Stauden-Paar nicht nur In-sekten, sondern auch sich selbst eine Freude. Ab August öffnet die bis zu 170 cm hohe Stauden-Sonnenblume (Helianthus microcephalus ‘Lemon Queen’) ihre Knospen, im September blüht die noch etwas größere Vernonie (Vernonia crinita) im Kontrast dazu in einem leuchtenden Lila bis Violett. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Die Vielfalt deckt den Tisch

Späte Stauden sind ideale Verbündete, um die Blütenlücke nach dem Frühsommer zu schliessen, erzählt Kordula Becker: „Sie sind besonders wertvoll, denn die meisten Menschen möchten, dass in ihrem Garten möglichst immer etwas blüht. Und die Insekten brauchen auch am Ende der Saison noch Nahrung.“ Das Geheimnis eines für Mensch und Natur gleichermassen attraktiven Gartens sieht sie in der Komposition: „Ich muss die Arten gut mischen und die Vielfalt der Stauden nutzen. Heimische Wildarten wie Schlüs-selblumen oder Margeriten sind natürlich wichtig und haben für Insekten viel zu bieten.“ Wenn diese verblüht sind, bleibt der Tisch weiterhin für Insekten gedeckt: „Da schlägt die Stunde der späten Stauden, die häufig aus Nordamerika kommen: so wie Purpur-Sonnenhut, Astern, Staudensonnenblumen oder auch die Vernonie.“ Die meisten dieser Spätzünder sind Sonnenanbeter, doch es gibt auch Insektenmagneten für den Halbschatten, erzählt Kordula Becker: „Oktober-Silberkerzen gedeihen dort sehr gut und sie bieten nicht nur Insekten Futter: Sie blühen weiss und das sieht in eher schattigen Gartenzonen immer gut aus. Deshalb setze ich dort auch gerne die weissen Sorten der Japan-Anemone ein.“ Diese beiden Insektenmagneten stammen aus Fernost und haben längst einen festen Platz im Sortiment der Staudengärtnereien.

Überragender Geheimtipp: Die Vernonie (Vernonia crinita) kann bis zu zwei Meter hoch wachsen und ist im Herbst nicht zu übersehen. Das liegt nicht nur an ihrer Größe, sondern vor allem an der Leuchtkraft ihrer Blüten, die ungewöhnlich spät, und zwar ab Oktober erscheinen. Aus der Nähe betrachtet, wird ihre Ähnlichkeit mit einer anderen insektenfreundlichen Staude deutlich. Daraus erklärt sich der Name Scheinaster, der für die Vernonie ebenfalls üblich ist. Die in Nordamerika heimische Staude blüht bis in den November hinein und braucht Sonne und einen nährstoffreichen, gleichmäßig feuchten Boden. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Blütenwölkchen: Es muss nicht immer eine spektakuläre Einzelblüte sein. Auch klei-ne Blüten locken Insekten an und sie bringen filigrane Leichtigkeit in die Beete: Die Bergminze (Calamintha nepeta) gedeiht in vollsonnigen bis halbschattigen Beeten, blüht von Juli bis September und wird bis zu 50 cm hoch. Hier stehen die filigranen Blütenrispen in hübschem Kontrast zu den Blättern des Woll-Ziests (Stachys byzanti-na) im Vordergrund. (Bildnachweis:GMH/Bettina Banse)

Nach der Blüte bleibt die Form

Sind die späten Stauden verblüht, greift Kordula Becker noch lange nicht zur Schere. „Die meisten bilden sehr schöne Samenstände und sehen dann auch nach dem Frost noch richtig gut aus. “Die Schönheit von Vernonie (Vernonia crinita), Hoher Fetthenne (Sedum telephium) und anderen Spätzündern kommen erneut zur Geltung, wenn Minusgrade herrschen: Sobald Stängel und Samenstände von Raureif überzuckert sind, glitzern sie in der schräg stehenden Wintersonne. Selbst in diesem Stadium sind sie nicht „nur“ schön, sondern bieten einigen Insekten Unterschlupf. Blattlausjäger wie Florfliegen und Marienkäfer nutzen hohle Staudenstängel beispielsweise als Winterquartier. In dieser frostigen Zeit summt und brummt es zwar nicht mehr im Garten, dafür sind statt Pollen und Nektar die Samen gefragt: In der kalten Jahreszeit findet dann der als Stieglitz bekannte Distelfink Nahrung im Staudenbeet. 

Komfortabler Landeplatz: Die diversen Sorten der Hohen Fetthenne (Sedum tele-phium) sind zwischen August und Oktober allesamt Insektenmagneten. Auf den schei-benförmigen Blütenständen können sich Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele andere Insekten in Ruhe niederlassen und ausgiebig Nektar und Pollen tanken. Auch optisch macht die trockenheitsverträgliche und sonnenhungrige, rund 50 cm hohe Staude eine gute Figur: Zu Beginn der Blüte zeigen sich die Blüten altrosa und wandeln ihre Farbe im Herbst in ein kräftigeres Purpurrot. Selbst im Winter sehen die standfes-ten Samenstände attraktiv aus – selbst eine Haube aus Schnee lässt sie nicht einkni-cken, sondern steht ihnen ausgezeichnet. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Riese für Schmetterlinge: Nicht nur der Kleine Fuchs fliegt förmlich auf den Pur-purdost (Eupatoria fistulosum). Wenn sich die Blüten von August bis Oktober öffnen, wird das Beet zum Treffpunkt für diverse weitere Tagfalter sowie Hummeln, Schweb-fliegen und Bienen. Die bis zu zwei Meter hoch aufragende Staude ist als Solitär im Beet oder am Teichrand gut aufgehoben und wächst an einem sonnigen bis halbschattigen Standort. Purpurdost wird nicht umsonst auch Wasserdost genannt – er braucht einen feuchten Boden. (Bildnachweis: GMH/Erich Luer)

Der Trick mit dem Schnitt:  Diese drei Bienenweiden blühen zweimal

Manche für Insekten attraktive Stauden haben ihren Blütenhöhepunkt zwar im Sommer, können aber durch einen rechtzeitigen Rückschnitt zu einer späten Blüte im Herbst animiert werden. Kappt man sie direkt nach der Hauptblüte rund eine Handbreit über dem Boden, treiben sie ein zweites Mal aus und bilden Blütenknospen. Das funktioniert mit dem Steppen-Salbei (Salvia nemorosa), der Duftnessel (Agastache) und der Katzenminze (Nepeta). Die verblühten Stängel dieser Nachblüte bleiben dann den Winter über stehen und werden erst im Frühjahr gekappt.

Elegantes Weiß: Auch halbschattige Beete können für Insekten bepflanzt werden. Das beste Beispiel: Die Herbst-Anemonen mit ihren goldgelben Staubgefäßen in Blüten, die von August bis Oktober auf rund einem Meter hohen Stielen zu schweben scheinen. Weiße Sorten wie die Anemone japonica ‘Honorine Jobert’ bringen Lichtreflexe an die schattigeren Lagen des Gartens. Die meisten anderen Arten und Sorten blühen rosa, werden aber spätestens nach der Blüte weiß: Dann bilden sich die wie in Watte gehüll-ten Samenstände, die bis weit in den Winter hinein hübsch aussehen. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Dauerblüher für viele Jahre: Einjährige Sonnenblumen sind – sofern es sich nicht um pollenlose Züchtungen handelt – Bienenmagneten. Die alljährliche Aussaat können Sie sich mit den nahe verwandten Stauden-Sonnenblumen sparen: Sie treiben jedes Jahr wieder aus und blühen je nach Art von August bis November. Wie der einjährige Klassiker brauchen auch die mehrjährigen Sonnenblumen getreu ihrem deutschen Namen einen möglichst sonnigen Platz im Garten. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Späte Sterne: Dass Astern bei Bienen und anderen Insekten hoch im Kurs stehen, ist kein Wunder. Die Staubgefäße der späten Blüher liegen offen und dank der Vielfalt an Herbst-Astern finden Insekten je nach Art und Sorte von August bis zum Frost Futter. Suchen Sie sich einfach ihre Lieblingsart oder -sorte direkt in der Staudengärtnerei aus: Herbst-Astern können auch zur Blütezeit gepflanzt werden. Die meisten Arten brau-chen Sonne und einen humosen Boden. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Kordula Becker führt die Gärtnerei „Stauden Becker“ in Dinslaken gemeinsam mit ih-rem Mann Martin seit über 30 Jahren. Unter den über 2000 Staudenarten und -sorten sind viele nicht nur schön, sondern auch für Insekten wertvoll. So wie die Duftnessel (Agastache), die unter anderem Schmetterlinge und Bienen anzieht. (Bildnachweis: GMH/Marion Nickig)

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