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Pflanzenvielfalt im Garten - ein Interview mit Erna Landes

Foto: Blattwerk/BGL

Erna Landes über Pflanzenvielfalt: "In der Gesellschaft zeigt sich eine neue Haltung zum Garten". Erna Landes ist seit 28 Jahren im Unternehmen Blattwerk-Gartengestaltung in Stuttgart tätig. Nach einem Kunststudium hat sie zunächst praktisch im Bereich Gartenpflege gearbeitet und leitet seit vielen Jahren bei Blattwerk die Abteilung Gartenpflege sowie berät Kund*innen insbesondere in Fragen der Pflanzenverwendung.

Das Unternehmen für Garten- und Landschaftsbau ist Teil des Verbunds Netzwerk Gärten und legt besonderen Wert auf ökologische Aspekte der Gartengestaltung mit Pflanzen.

Welche Rolle spielen für Sie Pflanzen im Garten?

Landes: Pflanzen und vor allem Pflanzenvielfalt interessieren mich persönlich schon immer besonders. Ich habe zwar keine klassische gärtnerische Ausbildung hinter mir, aber in vielen Jahren das Pflanzenwissen erarbeitet, mit dem ich heute arbeite. Natürlich kommt es immer mal wieder vor, dass ich bestimmte Pflanzen nicht benennen kann, aber dann helfen mir entweder Kolleg*innen oder meine Pflanzen-App. In jedem Fall ist es wichtig, Pflanzen zu kennen, um sie richtig zu pflegen und auch, um Kund*innen gut beraten zu können. Pflanzenkenntnis ist ja ohnehin keine statische Angelegenheit, sondern entwickelt sich immer weiter. Pflanzen sind die dynamischen Komponenten in den Gärten. Sie verändern sich mit den Jahreszeiten und natürlich auch im Zusammenspiel der jeweiligen Standortverhältnisse und dem Klima. Diese Veränderung sollten wir gut beobachten und begleiten.

Bild Blattwerk/BGL: Erna Landes stellt einen veränderten Blick auf den Garten fest. Laut Expertin wollen heute viele Menschen hier bewusst Beiträge zur Klimaanpassung und zum Erhalt von Lebensräumen leisten.

Ihr Unternehmen legt Wert auf Ökologie, Nachhaltigkeit und Vielfalt. Wirkt sich diese Haltung auf Ihre Gärten aus?
Landes: Unbedingt und das schon seit vielen Jahren! Früher wurden wir mit unserer Haltung gelegentlich belächelt, aber heute sind ja naturnahe Gärten und überhaupt ökologische Aspekte in der Gartengestaltung zum Glück ein sehr grosses Thema. Wir legen bei Blattwerk grossen Wert darauf, dass unsere Kund*innen dauerhaft Freude an ihren Gärten und insbesondere an Pflanzen haben. Das führt dann in der Umsetzung zu vielfältigen Beeten und abwechslungsreich gestalteten Gartenbereichen, wir achten auch auf die Verwendung von Materialien aus der Region. Wenn wir beispielsweise einen bestehenden Garten neu planen, schauen wir zuerst einmal, was erhaltenswert erscheint. Da geht es um alten Baumbestand, aber auch um Wege- oder Terrassenbeläge, die neu verlegt werden, statt sie zu entsorgen. Es gibt so viele, auch ganz kleine Möglichkeiten, tatsächlich Nachhaltigkeit zu realisieren. Oft kann man zum Beispiel den Aushub im Garten verarbeiten oder mit Schnittgut und Totholz Lebensräume und Nist- oder Überwinterungsplätze in Gärten schaffen.

Sind Ihre Kunden anders bzw. haben Sie sich eine individuelle Nische geschaffen?

Landes: Das kann ich nicht wirklich beurteilen, aber ich würde sagen, dass wir für unsere Haltung bekannt sind und uns damit eine individuelle Nische geschaffen haben. Wir wollen eine Kundschaft bedienen, die ökologisch und ökonomisch denkt, die eben nicht bei jedem Unkraut im Rasen anruft. Ich habe den Eindruck, dass sich insgesamt in der Gesellschaft eine neue Haltung zum Garten zeigt. Wir erklären unseren Kunden zum Beispiel, warum wir Gräser und Stauden im Herbst nicht zurückschneiden, sondern bis zum Frühjahr stehen lassen und die reagieren darauf sehr positiv. Viele Menschen wollen heute mit ihren Gärten Beiträge zur Klimaanpassung und zum Erhalt von Lebensräumen leisten. Übrigens zeigt sich das auch bei den Bewerbungen, die wir bekommen: Zu uns kommen gezielt junge Menschen, die Interesse an Natur- und Umweltschutz haben und sich für eine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau entscheiden.

Bild Blattwerk/BGL: Blattwerk hat schon seit mehr als zwanzig Jahren Erfahrung mit Trockenstandorten aufgebaut - dieses Wissen hilft vor allem auch mit Blick auf den Klimawandel.

Kennen Sie den CO2-Fussabdruck Ihres Unternehmens, jeder Baustelle, jedes Mitarbeitenden … und ist das heute schon ein Thema?

Landes: Wir haben in einem Projekt unseres Landesverbandes mitgemacht und eine erste betriebliche CO2-Bilanz aufgestellt, aber wir haben festgestellt, dass es noch an vielen Stellen hakt, weil die Daten für verschiedene Materialien fehlen. Eine Bilanz pro Baustelle ist bisher nicht realistisch darstellbar, aber wir bleiben an dem Thema dran und erwarten, dass das in Zukunft leichter möglich sein wird. Insbesondere bei gewerblichen Kund*innen oder solchen aus der Industrie ist abzusehen, dass sie entsprechende Forderungen an uns stellen, weil sie für die eigene CO2-Bilanz diese Angaben brauchen. Schon heute gibt es in diesem Segment Compliance-Verträge mit uns, in denen umfangreiche Angaben zu ökologischen und sozialen Fragen gefordert werden.

Wie verändert Ihrer Erfahrung nach der Klimawandel die Gärten, insbesondere mit Blick auf die Pflanzenverwendung?

Landes: Der Klimawandel hat zwei Seiten: Einerseits ermöglicht uns die Saisonverlängerung ein anderes Arbeiten, andererseits zwingt er aber auch zu neuen Konzepten hinsichtlich Pflanzenverwendung und Materialien. Da ist es natürlich von Vorteil, dass wir unter Anderem schon seit mehr als zwanzig Jahren Erfahrung mit Trockenstandorten aufgebaut haben. Das Motiv war damals eher Pflegeleichtigkeit, sowohl bei öffentlichen wie privaten Gärten. Bewährt haben sich in unserer Region beispielsweise Pflanzen wie Calamintha, Thymian, Euphorbien und natürlich viele Gräser.

Bild Blattwerk/BGL: "Pflanzen sind die dynamischen Komponenten in den Gärten. Sie verändern sich mit den Jahreszeiten und natürlich auch im Zusammenspiel der jeweiligen Standortverhältnisse und dem Klima. Diese Veränderung sollten wir gut beobachten und begleiten." - Erna Landes.

Welche Tipps würden Sie jungen Landschaftsgärtner*innen zum Berufsstart geben?

Landes: Ganz wichtig ist es, aufmerksam zu sein und gut zu beobachten, wie sich Pflanzen und Pflanzengesellschaften entwickeln. Das kann bei einem Spaziergang der Blick in die Natur sein, aber auch bei jedem Garten- und Parkbesuch ist es wertvoll, eigene Erfahrungen zu sammeln. Wer sich für Pflanzen interessiert, wird ein Leben lang dazulernen und mit zunehmendem Wissen auch immer bessere Gärten anlegen. Noch einmal, man muss nicht jede Pflanze genau bestimmen können, das ist insbesondere für Berufsanfänger*innen ja oft frustrierend, aber es lohnt sich sehr, ein solides Pflanzenwissen aufzubauen.

Mehr Informationen unter www.blattwerk-gartengestaltung.de, www.netzwerk-gaerten.de und www.mein-traumgarten.de.

Bild Blattwerk/BGL: Stefan Böhm (Geschäftsführender Gesellschafter von Blattwerk) und Erna Landes.

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