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Lubera-Mundraubgarten in Ippenburg eröffnet

In diesem Jahr werden die Gärten von Schloss Ippenburg um eine weitere Attraktion reicher:  Der Lubera® Mundraubgarten wurde im Winter 2014/15 zusammen mit den Obst- und Beerenzüchtern von Lubera geplant, dann von den Gartendesignern Nicole Fischer und Daniel Auderset in eine Gartenstruktur übersetzt und schliesslich live während des Frühlingfestivals rund um den 1. Mai 2015 gepflanzt.

Die Besucher im Mai können ihren Augen kaum trauen, am Donnerstag und Freitag sind erst die nackten Strukturen, die Beete, Kieswege und Steineinfassungen zu sehen - und am Sonntag Morgen ist der Garten fertig, sind 17 Paradiesgärtchen erschaffen. Nun wachsen die Pflanzen des Lubera Mundraubgartens über die nächsten Monate in die ersten Ernten hinein.

Wir konnten ein Gespräch mit den Gartendesignern Daniel Auderset und Nicole Fischer sowie mit Markus Kobelt von Lubera führen ...

Die Gärten auf Schloss Ippenburg und der Lubera® Mundraubgarten
Die Gärten auf Schloss Ippenburg sind vor dem Schloss vom riesigen Küchengarten, hinter dem Schloss vom Wasser und vom Rosarium geprägt. Beide Gärten sind gross und imposant, lassen den Besucher staunen, zeigen eine Gartenwelt jenseits des Haus- und Familiengartens. Mit dem Lubera Mundraubgarten erhalten die bestehenden Ippenburger Gärten gleich hinter dem Küchengarten und vor der 600 Jahre alten Umfassungsmauer eine ‚intimere‘ Ergänzung. Das Staunen soll hier zur Neugier werden, was alles auf kleinstem Raum mit Obst und Beerenpflanzen erreicht werden kann, welche Spalierobstformen an einer Wand und welche Paradiese auf 2.5 x 2.5 m geschaffen werden können. Letztlich ist dies auch das Anliegen des Gartenpartners Lubera®, der sich das lustvolle Gärtnern mit Obst- und Beerenpflanzen auf seine Fahnen geschrieben hat: Ideen und Inspirationen zu vermitteln, wie auf kleinstem Gartenraum eine neue genussvolle Gartenwelt gestaltet werden kann.

Die Gartendesigner Nicole Fischer und Daniel Auderset
Wie aber kann man solch einen neuen Garten ins Ganze eines gewachsenen Schlossparks und der bestehenden Schlossgärten einpassen? Und wie kann man die unzähligen Ideen der Obst- und Beerenspezialisten zu einem tragfähigen Gartenkonzept kondensieren? Markus Kobelt, Gründer von Lubera meint dazu: „Schnell war uns klar, dass wir das alleine nicht schaffen würden, dass wir hier die Hilfe von Gestaltern brauchen. Und an der Chelsea Flower Show 2014 fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Die Silbermedaillengewinner von Chelsea 2014 Nicole Fischer und Daniel Ausderset waren die Richtigen, um mit ihrer starken Tendenz zu Strukturen, zu klaren Linien das gemeinsame Ideengemisch von Frau von dem Bussche und von Lubera zu einem ebenso funktionellen wie sinn-vollen Garten zu gestalten.“ Co-Gartendesigner Daniel Auderset ging dabei in seinen Überlegungen vor allem vom benachbarten Küchenarten aus: „Wir besuchten Ippen•burg zum ersten Mal im Sommer 2014. Der Küchengarten war überwältigend, bombastisch, über und über voll von Pflanzen und Ertrag, ein Fest der Sinne, ein Potager voll von Entdeckungen. Das alles  möchten wir dem Lubera Mund-raubgarten auch zugestehen, aber er soll bei aller Ähnlichkeit der Nutzgärten gleichzeitig auch ein formaler, streng strukturierten Gegenpart zum Küchengarten sein.“

Mundraub – mehr als ein Wortspiel
Zurück zum Namen und damit zum eigentlichen Ursprung des Mundraubgartens: Alles begann mit einem Videointerview, das Lubera®-Gründer Markus Kobelt mit Frau von dem Bussche führte. Dabei erzählte Victoria Freifrau von dem Bussche die Geschichte eines begangenen Mundraubs, als nämlich sie selber und ihre Tochter der Versuchung reifer Feigen in fremden Gärten nicht mehr wiederstehen konnten ... „Damit waren für mich sowohl Grundidee als auch Name des noch zu gestaltenden Gartens auf Schloss Ippenburg
schlagartig klar“, meint Markus Kobelt.

Was schreibt nun Wikipedia zum Thema Mundraub? „Mundraub ist ein umgangssprachlicher und vom deutschen Gesetz nicht mehr verwendeter Begriff, der die Entwendung oder Unterschlagung von Nahrungs-oder Genussmitteln oder von anderen Gegenständen des haus•wirtschaftlichen Gebrauchs in geringer Menge oder von unbedeutendem Wert zum alsbaldigen Verbrauch zum Gegenstand hatte. Dieser Straftatbestand wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1975 abgeschafft.“ Etwas weniger technisch und viel sympathischer ist die Umschreibung und gleichzeitige Einschränkung der Bibel: „Wenn du in den Weinberg eines andern kommst, darfst du so viel Trauben essen, wie du magst, bis du satt bist, nur darfst du nichts in ein Gefäß tun. Wenn du durch das Kornfeld eines andern kommst, darfst du mit der Hand Ähren ab•reißen, aber die Sichel darfst du auf dem Kornfeld eines andern nicht schwingen.“ Also zur Selbstversorgung,
zur Stillung des Hungers wäre schon damals Mundraub erlaubt gewesen, aber nicht als systematischer und
vorsätzlicher Diebstahl.

Die Bilder und Gleichniswelt der Schöpfungsgeschichte
spielen im Falle des Paradieses und des Sündenfalls mit ähnlichen, aber noch stärker aufgeladenen Verboten
und Versuchungen: Wer möchte nicht den Apfel (der Erkenntnis) pflücken und sich von ihm satt essen? Evas Griff zum Apfel war eine eindeutige Grenzüberschreitung, aber halt auch ziemlich verständlich, eben menschlich.
Genau zu solchen (aber expliziterweise nicht theologischen) Grenzüberschreitungen möchte auch der Lubera-Mundraubgarten auffordern: Essen und Geniessen ist nicht verboten, sondern erwünscht. Die formale, immer gleiche Struktur und Abmessung der 17 Paradiesgärtchen (immer 2.5 x 2.5m) ist auf drei Seiten umrandet von einer niedrigen Ilex crenata Hecke, auf einer Seite offen mit einem ‚Sprungbrett‘ ins Paradies, mit einer in den Paradiesgarten hineinreichenden kleinen Steinpflästerung von 70x70cm. Die gleichzeitig formal-abgeschlossenen und doch auch offenen Paradiesgärtchen zeigen damit die gleiche Doppeldeutigkeit  wie die Umschreibung des Mundraubs (erlaubt/nicht erlaubt) und auch wie die Versuchung des Paradiesapfels (nehmen/nicht nehmen).

Das Paradiesgärtchen – die menschliche Dimension des Gartens
Markus Kobelt relativiert etwas die Bedeutung der theoretischen Überlegungen: „Ja, natürlich werden die Para•diesgärtchen und der Sündenfall seit dem Mittalter überraschend intim und klein dargestellt: ein Baum, Schlange, Äpfel, ein Mann und eine Frau , aber uns ging es vor allem auch um die MENSCHLICHE Dimension des Frucht- und Genussgartens. Jede Versuchung, jede Frucht soll auf Armeslänge erreichbar sein. Dazu standen wir stundenlange in meinem Garten und steckten mit Bambus die möglichen Dimensionen eines einzelnen Paradiesgärtchens aus, bis wir mit 2.5 x 2.5m die unseres Erachtens nach ideale Dimension fanden. Es braucht nur 2.5 x 2.5m, um ein Paradiesgärtchen zu schaffen, in dem alles für alle erreichbar ist. Und diesen Raum hat (fast) jeder!“

GUT und SCHÖN
Neben dieser menschlichen Dimensionierung ist es den Gartendesignern aber auch wichtig, dem  lange vernachlässigten Obst- und Beerengarten eine formale Struktur und Aufwertung zu geben. Co-Designerin Nicole Fischer betont abschliessend, dass dazu auch Grenzüberschreitungen der anderen Art gehören: „Ganz bewusst mischen wir zu dem Fruchtpflanzen von Lubera auch Stauden und Ziergehölze, die Gartenkategorie des Nutzgartens wird offen und durchlässig, das Paradiesgärtchen ist GUT und SCHÖN!“
M. Röttgen  | Juni 2015

 

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