Je nach Jahreszeit regnen mehrmals wöchentlich 40’000–140’000 Liter hauptsächlich gesammeltes Regenwasser vom Hallendach des Masoala Regenwaldes.
Wasser ist ein zentrales Element des einzigartigen Ökosystems Masoala Regenwald mit 39 Tier- und über 500 Pflanzenarten. Um dieses hochkomplexe System am Leben zu erhalten, ist eine Menge innovative und ausgeklügelte Technik im Hintergrund nötig.
Im Sommer dieses Jahres haben wir im Zoo das 20-jährige Jubiläum des einzigartigen Lebensraums Masoala Regenwald gefeiert. Ein grosser Erfolg. Ohne ausgefeilte Technik im Hintergrund wäre es gar nicht möglich gewesen, dieses auch heute noch wegweisende «Mini-Regenwald-Ökosystem» zu erschaffen.
LEBENSELIXIER WASSER
Wasser bzw. die Beregnung von oben ist dabei elementar. Ein Regenwald ohne Regen wäre kein Regenwald. Durch die regelmässige Beregnung beträgt die Luftfeuchtigkeit in der Halle zwischen 65 und 100 Prozent. Meist liegt sie bei 80 Prozent. Das ist ein idealer Wert, alles darüber kann zu Problemen führen. Beispielsweise könnten die Pflanzen bei einer andauernden Luftfeuchtigkeit von 95 Prozent keine Fotosynthese mehr betreiben, da sie über ihre Blätter nicht mehr ausreichend Flüssigkeit verdunsten könnten. Die Luft wäre bei 95 Prozent bereits mit zu viel Feuchtigkeit gesättigt. Darum werden auch regelmässig Klappen an den Seiten und dem Dach der Halle geöffnet, um Feuchtigkeit abzutransportieren und trockene Luft von aussen reinströmen zu lassen. Schon allein daran wird deutlich, wie komplex und fragil das Zusammenspiel verschiedenster Faktoren im Masoala Regenwald ist.
Der Regen selbst erfüllt verschiedene Aufgaben. Zum einen versorgt er die Pflanzen mit Wasser. Nicht nur die im Erdboden wurzelnden, sondern auch die sogenannten «Aufsitzerpflanzen». Also Pflanzen, die auf anderen Pflanzen wachsen. Zudem befreit das Wasser von oben die Pflanzen von Staub und welken Blättern. Denn Wind fehlt im «Mini-Regenwald». Auch verschiedenste Tierarten sind auf den Regen angewiesen. So würde ein Chamäleon neben einer Schale Wasser tatsächlich verdursten. Es trinkt einzig und allein dadurch, dass es kleine Tropfen von Blättern oder auch seinem eigenen Auge leckt. Viele Vögel könnten ohne den Regen keine ausreichende Körperpflege betreiben. Sie duschen quasi im Regen. Würden Varis nicht regelmässig etwas Feuchtigkeit abbekommen, wäre ihr Fell vertrocknet. Das Leben im Regenwald hängt am Regen.
EFFIZIENT UND NACHHALTIG
Das Wasser, das im Masoala Regenwald vom Hallenhimmel fällt, ist fast ausschliesslich gesammeltes Regenwasser. Nur im Sommer ist durch die immer häufiger werdenden Trockenperioden teilweise auch das Einspeisen von Leitungswasser notwendig.
Im Untergrund befinden sich zwei Zisternen, die je ein Fassungsvermögen von 500 Kubikmeter haben. Über Öffnungen am Boden an den Seiten der Regenwaldhalle fliesst das Wasser über ein Leitungssystem direkt vom Dach in die Zisternen.
Bevor das Wasser erneut als Regen aus den 52 am Hallendach verteilten Düsen fällt, muss es aufbereitet und von möglichen Schadorganismen befreit werden. Dazu durchläuft das Regenwasser eine mehrstufige Filteranlage. Gereinigt und desinfiziert wird mit Sand, Aktivkohle, Ozon und UV-C-Strahlung. Pro Stunde kann die Anlage bis zu 60’000 Liter aufbereiten. Nach der Reinigung wird das Wasser in zwei 40 Kubikmeter grossen Tagestanks zwischengelagert.
Ob eine Beregnung nötig ist, entscheiden die Tierpfleger*innen jeden Tag neu. Beregnet wird meist in vier Intervallen. Nachts um 1 Uhr und um 4 Uhr, morgens um 7 Uhr und abends um 18 Uhr. Und es wird jeweils nacheinander nur ein Teil der Halle beregnet, nicht die ganze Halle zeitgleich. So dauert es ca. 25 Minuten, bis die gesamte Halle nass ist. Die Intervall-Beregnung stellt sicher, dass auch wirklich jede Ecke und auch die tiefsten Erd-Schichten durchnässt sind.
NICHT ZU KALT UND NICHT ZU WARM
Neben dem Regen gibt es noch weitere Parameter, die für einen intakten Masoala Regenwald wichtig sind. Je nach Jahreszeit und Aussentemperatur wird der Masoala Regenwald beheizt oder gekühlt. Im Sommer kann die Temperatur in den oberen Etagen der Halle bis zu 46 Grad Celsius betragen. Im Winter darf die Temperatur nicht unter 18 Grad Celsius fallen, da sonst die Pflanzen Schaden nehmen würden. Ideal ist eine Temperatur zwischen 22 bis 24 Grad Celsius. 40 Erdsonden, je 250 Meter tief in den Boden gebohrt, erzeugen über eine Wärmepumpe den grössten Teil der benötigten Wärme. Das hält den Energieverbrauch tief. Zusätzliche, ebenfalls CO2-neutrale Wärme liefert im Bedarfsfall eine zentrale Holzschnitzelheizung.
EINIGE ZAHLEN
- Länge: 120 Meter
- Breite: 90 Meter
- Höhe: 30 Meter
- Fläche: 11'000 Quadratmeter (ca. 1.5 Fussballfelder)
- Volumen: 200'000 Kubikmeter
- Foliendach: 14'000 Quadratmeter
- Stahlträger: 10, vertikal angelegt
Naturschutzprojekt Masoala in Madagaskar |
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Bereits seit 1995 leistet der Zoo Zürich aktiven Naturschutz in der Region Masoala in Madagaskar. Masoala war das erste der mittlerweile acht Naturschutzprojekte des Zoos. Von den Zuwendungen von bislang fast 7,4 Millionen Franken profitiert nicht nur der Masoala Nationalpark. Auch in den umliegenden Gemeinden werden Projekte zur Regenwalderhaltung, Aufforstung, nachhaltigen Landwirtschaft, Wasserversorgung, Hygiene und Schulbildung unterstützt. Der ganzheitliche und langfristige Ansatz ist zentral für erfolgreichen Naturschutz. Der Masoala Nationalpark ist 2300 Quadratkilometer gross und gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe. Die Masoala Halbinsel zählt zu den drei artenreichsten Lebensräumen weltweit. Der grösste Teil der dort lebenden Arten ist endemisch, findet sich also nur dort. Mehr unter: zoo.ch/naturschutz-masoala |
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