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Die geheimen Gärten von Zürich

Zürich ist nicht auf den ersten Blick als Gartenstadt erkennbar. Die Vielfalt der Gärten, die Andreas Honegger (Text) und Gaston Wicky (Bild) in ihrem soeben erschienen Buch ausgewählt und portraitiert haben, ist erstaunlich.
 
 

Die privaten und öffentlichen Grünflächen sind sehr unterschiedlich verteilt. An den Hängen des Zürichbergs und des Käferbergs quillt üppiges Grün zwischen den Häusern hervor. Auch auf der anderen Seite der Limmat, am Fusse des Uetlibergs zieht sich ein grüner Streifen Richtung Limmattal. Am See sind es die grossen Parkanlagen und einige wenige, private Villengärten, die das Ufer mit einem grünen Bord einfassen.

 
Andreas Honegger und Gaston Wicky haben sich in und um die Stadt auf die Suche nach privaten Gärten gemacht. Manche der Gartenbesitzerinnen und –besitzer haben ihre Gartentore nur deshalb geöffnet, weil sie nicht ins Bild gerückt wuden, unerkannt bleiben konnten. Die Gärten sind weitgehend geheim, was manche von ihnen umso begehrenswerter erscheinen lässt.
Klassische Villengärten am See und am Zürichberg; Altstadtgärtchen, in denen jeder Quadratzentimeter gut genutzt wird; grüne Zinnen, als Refugium für milde Sommernächte; ein durchschnittlicher Schrebergarten, Sammlergärten...
 
Die Vielfalt der Gärten, die Journalist und Pflanzensammler Andreas Honegger und Fotograf und Gartenbesitzer Gaston Wicky ausgewählt und portraitiert haben, ist erstaunlich. Als Leserin und Gärtnerin mit Wohnort in dieser Stadt kommt Stolz auf.
Natürlich betrachtet die Gärtnerin all jene pflanzenreichen, lebendigen Gärten mit besonderem Interesse. Sammlergärten, Dachgärten, Hofgärten und Schrebergärten. Das sind die Gärten, die vielleicht noch in Reichweite liegen. Alles andere sind Träume, denen sich die Betrachterin ohne Neid hingibt. Prächtige alte Bäume, Gärten mit Patina, ein weiter Blick in die Landschaft - wunderschön.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Villengärten sind wunderbar gepflegt, der Rasen ist perfekt, Rhododendron und Hecken akkurat geschnitten. Das ist gutes Handwerk, aber wirkt oft etwas langweilig und leblos. Wenn da nicht ein Tisch mit Stühlen stünde, würde man glauben, der Garten sei unbelebt.
Ganz anders dann aber wieder dieses Portrait über einen Villengarten aus dem 19. Jahrhundert: Seine Zurückhaltung und Eleganz hinterlassen eine starke Wirkung. Dieser Garten braucht manche Elemente neuerer Villengärten nicht. Er hat etwas Wertvolles; er hat Patina.
 
 
 
 
 
 
Wo die Vorliebe des Autors Andreas Honegger liegt, erfährt die Leserin im Portrait über den Garten, den er mit seiner Frau gemeinsam gestaltet hat. Wie das Sammeln von Pflanzen und Gestaltungsideen zusammen kommen, das scheint eine verbreitete Auseinandersetzung zu sein. Aus den Bildern läst sich schliessen, dass diese steten Diskussionen zu einem wunderbaren Ergebnis führen können.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Was mich in der Fülle und Vielfalt der Zürcher Gärten etwas enttäuscht hat, ist die Tatsache, dass das Thema Schrebergarten nur am Rande Beachtung gefunden hat. In einer Stadt, in der 6000 dieser Gärten gepflegt werden, einen einzigen vorzustellen, scheint mir etwas wenig. Vielleicht sind diese Gärten nicht geheim genug und deshalb zu wenig interessant? Zugegeben, manche sind weder das eine noch das andere. Doch es gibt auch da Sammler- und Liebhabergärten, die durchaus Wert gewesen wären aufgenommen zu werden.  
 
Bilder: Gaston Wicky
Text: Elisabeth Jacob
 
 
Die geheimen Gärten von Zürich, Andreas Honegger, Gaston Wicky
Traumhafte Refugien in der Stadt und am See.
dva Verlag, München, ISBN 978-3-421-03799-2
Preis: 49.99 Euro/
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