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Neue Lupinen für den Stadt- und Landgarten

Als typische Bauerngarten-Pflanze ist die Lupine ein Klassiker. Sie gehört in jeden ländlichen Garten. Die neue Generation von Sorten mit eindrücklichen Blüten und kräftigen Farben eignet sich auch für Terrassenbepflanzungen oder Sommerblumen-Beete. Mit der Züchtung der Westcountry-Lupinen ist es gelungen, die altbekannte Staude jung zu erhalten.
Bild: Westcountry-Hybride 'Masterpiece'

Lupinen, wie sie aus Bauerngärten bekannt sind, blühen in Gelb, Rosa, Rot, Blau und in vielerlei Abstufungen dazwischen. Meistens haben sich die Pflanzen in den Gärten versamt und kräftig gewachsen. Es sind diese kräftigen Pflanzen mit ihren aufrechten Blütenkerzen, die vielen Gärtnerinnen und Gärtnern im Kopf vorschweben.

Die Wildart (L. polyphyllus) hat sich in einigen Regionen Europas stark verbreitet. (Bild Wikimedia)

Wer in Gärtnereien oder im Gartencenter Lupinen kaufen wollte, sah sich oft eher schwachen Pflanzen gegenüber, die nicht zum Verkauf verführten. Was war mit den Lupinen geschehen? Verschiedene Krankheiten erschwerten die Anzüchten gesunder, vitaler Pflanzen. Die einstmals bekannten Russell-Hybriden wurden inzwischen aus den Sortimenten vieler Gärtnereien gekippt.

Wie Lupinen gut wachsen

Der Standort sollte sonnig bis halbschattig, aber nicht zu heiss sein. In voller Sonne fallen die Farben der Blüten kräftiger aus. Lupinen gedeihen auf neutralen bis leicht sauren, durchlässigen Gartenböden. Extrem kalkhaltige Böden lieben sie dagegen nicht, wie sie beispielsweise in vielen Regionen des schweizerischen Mittellandes und des Juras vorkommen.

Lupinen benötigen keine zusätzliche Düngung, da sie in Symbiose mit Knöllchenbakterien (Rhizobien) leben. Sie nehmen einen Teil ihres Stickstoffbedarfs aus der Luft auf. Die Bakterien wandeln Stickstoff in Ammoniak und Ammonium um, Stoffe, welche die Pflanze aufnehmen und verarbeiten kann. Darum gedeihen Lupinen auch gut an nährstoffarmen Standorten. Sie wachsen auch in höheren Lagen ausgezeichnet.


Die Sorte 'Persian Slipper'.

Im Frühjahr sollte der Austrieb der Pflanzen vor Schneckenfrass geschützt werden (Schneckenkragen, Schneckenkorn auf Eisenphospat-Basis). Den verblühten Blütenstand schneidet man am besten ab, ehe die Lupine Samen ansetzt. Sie nutzt die gewonnene Energie und blüht ein zweites Mal im selben Jahr. Aber Vorsicht! Entfernen Sie nur den Blütenstand entfernen. Von einem tieferen Rückschnitt erholen sich die Pflanzen erst nach einigen Monaten.

Die Geschichte der Russell-Hybriden

Die ersten modernen Lupinen wurden schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gezüchtet von George Russell, einem englischen Gärtner. Die Lupinen, die er züchten wollte, sollten winterhart sein, lange, dicht mit Blüten besetzte Blütenstände und attraktive Farben haben

Über 20 Jahre lang widmete sich George Russell der Züchtung und Auslese mehrjähriger Lupinen. Er säte verschiedene Lupinenarten und wählte aus. Alles, was nicht seinen Qualitätsvorstellungen entsprach, riss er aus. Schwache Stängel, magerer Flor oder blau blühende Lupinen duldete er nicht. Die Bestäubung überliess Russell den Bienen. So entwickelte sich im Verlauf der Jahre eine Aufsehen erregende Kollektion.


Typisch für Gärten auf dem Land: üppige Lupinenhorste./ Bild: Miguel A. Monjas

Lange Zeit wollte Russell nichts von einer gewerblichen Verwertung seiner Lupinen wissen. Erst 1935 gelang es James Baker, der eine grosse Gärtnerei besass, den achtundsiebzigjährigen Russell dazu zu überreden, seine Lupinen für die Gärtnerei zu züchten. Von da an züchtete er für Baker, der den Vertrieb übernahm. 1937 erhielten die beiden an der Chelsea Flower Show eine Goldmedaille für ihre Lupinen-Sorten.

Nach George Russells Tod 1951 kümmerte sich niemand mehr um die Lupinen, Virusbefall vernichtete teilweise die Mutterpflanzen. Als auch die Gärtnerei Baker aufgegeben wurde, erwarb in den Siebzigerjahren das Gärtnerehepaar Edwards einen Teil des Grundes und fand zwischen dem Unkraut Lupinen-Sämlinge, Nachkommen von George Russells Auslesen.

Mrs. Edwards nahm Russells Arbeit wieder auf, um die alten Sorten so gut wie möglich wiederherzustellen. Heute führt sie die Nationale Kollektion der Russell-Lupinen und inspirierte Sarah Conibear, Züchterin der Westcountry-Lupinen, die auf die alten Sorten aufmerksam wurde.

Üppig blühende Westcountry-Hybriden

Sarah Conibears befasst sich seit 16 Jahren intensiv mit der Züchtung und Vermehrung von Lupinen. Sie hat an der Chelsea Flower Show schon Gold- und Silbermedaillen für ihre Westcountry-Hybriden gewonnen. Es handelt sich dabei um Kreuzungen aus einer mehrjährigen mit einer einjährigen Sorte: Lupinus polyphyllus mit L. hartwegii. Daraus entstand ein farbenprächtiges Sortiment, das in den letzen Jahren gewachsen ist.

Lupinus Westcountry-Hybr. 'Manhattan Lights'

Manche Sorten eignen sich, in Kombination mit Sommerblumen, zur Gestaltung auffälliger Sommerblumenbeete. Mit ihren teilweise kräftigen Blütenfarben setzen die farbkräftigen Sorten deutliche Akzente.

Zurückhaltendere Farben sind gut in Staudenbeete integrierbar. Die Westcountry Lupinen haben stabile, starke Stängel und benötigen keine Pflanzenstützen, obwohl die Einzelpflanzen bis zu 90 cm hoch werden. Ihre Blütenstände sind dicht besetzt mit Einzelblüten. Frühe Sorten blühen bereits ab Mitte Mai.

Lupinus Westcountry-Hybr. 'Red Rum'

Sofern die Westcountry-Hybriden ideale Voraussetzungen finden (siehe oben), bleiben sie mehrjährig. In nährstoffreichen, alkalischen Böden und bei hohen Niederschlagsmengen oder grosser Sommerhitze ist ihre Lebensdauer hingegen kurz.

Einige neuere Sorten kurz beschrieben:

Polar Princess ist eine neue Sorte, die ab Mitte Juni blüht. Die schneeweissen Blüten bilden einen schönen Kontrast zu den dunkelgrünen Blättern. Die Polar Princess ist kompakt, aber kräftig und wird ca. 75 cm hoch.


Sorte 'Polar Princess'

Manhattan Lights ist eine zweifarbige Lupine. Sie blüht purpurrot und gelb ab Anfang Juni und erreicht zur Blütezeit stattliche 90 cm.

Desert Sun blüht im Zeitraum Juni/Juli; goldgelbe, grosse Blütenstände leuchten über dem Laub. Die Pflanzen werden ca. 75 cm hoch.

Eine der frühesten Sorten ist die ab Mitte Mai purpurfarben blühende Masterpiece. Die Pflanzenhöhe beträgt ca. 75 cm.

Auch Red Rum ist ein echter Frühblüher, denn schon ab Mitte Mai öffnet sie ihre rosaroten Blüten. Die schönen Horste werden bis zu 75 cm hoch.

Verwandte für eine lange Lebensdauer

Da sich Lupinen nicht für alle Gartenböden, Klimata und Höhenlagen gleich gut eignen, taucht gelegentlich die Frage nach Alternativen auf. In Sachen Blüten kommen diese Arten jedoch nicht an die Intensität der Lupinen heran. Aber sie haben andere Vorteile: schönes Blattwerk; Langlebigkeit, Gesundheit und schöne Wuchsformen.

Sehr langlebig sind beispielsweise Indigolupinen (Baptisia australis) und andere Baptisten. Für diese blaublühende Art ist etwas Geduld erforderlich: Sie braucht mehrere Jahre (vergleichbar mit Päonien), um einen kräftigen Horst zu bilden. Sie ist sehr langlebig und hat schönes, gräuliches Laub.

Indigolupine (Baptisia australis)/ Bild: Jean-Pol Grandmont

Die Goldlupine (Thermopsis lanceolata) und andere Verwandte dieser Art entwickeln sich etwas schneller als die Indigolupine. Das Farbspektrum beschränkt sich derzeit noch auf Gelbtöne. In den nächsten Jahren wird das Sortiment jedoch anwachsen, da die Gattungen Baptisia und Thermopsis das Potential für ein farblich breiteres Spektrum bieten.

Mehr Infos über Lupinen finden Sie hier www.lupinen.ch

Bilder (wo nicht anders vermerkt): Green Pflanzenhandel

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