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Auch das gibts: biologisch produzierte Freiland-Farne!

Die Klostergärtnerei Baldegg/LU, ein Produktionsbetrieb der Stiftung Brändi, produziert seit 2009 Jungfarne in Bioproduktion (Knospe). Die Nachfrage der Staudengärtnereien überstieg bei weitem die Produktionskapazitäten. Nun baut die Klostergärnterei Baldegg das Sortiment aus und will in den kommenden Jahren weiter wachsen.

 

Weltweit gibt es nur wenige Produktionsbetriebe für Freilandfarne, weil der Arbeitsaufwand wesentlich grösser ist als bei den meisten anderen Zierpflanzen. Es ist deshalb schwierig, einen Betrieb rentabel zu führen. Die Farnsortimente sind zwar gross, aber häufig sind gerade gewisse Sorten kaum echt erhältlich. Wenn eine Lieferung Mängel aufweist, ist es schwierig zu qualitativ guten, neuen Pflanzen zu kommen. Ein Produktionsbetrieb, der in der Nähe arbeitet, ist deshalb ein grosser Vorteil.

Erfreut haben viele Staudengärtnereien im vergangenen Jahr das Jungpflanzen-Angebot von Freilandfarnen der Stiftung Brändi aufgenommen: Eine Liste von 30 Jungfarnen wurde angeboten. Die Gelegenheit wurde genutzt, so dass von manchen Arten nicht alle Bestellwünsche erfüllt werden konnten. Im Frühjahr und in den folgenden Monaten wurden insgesamt 8000 Farne in alle Landesteile der Schweiz versandt. „Die Reaktionen auf unser Angebot waren sehr positiv und auch die Qualität stiess auf ein gutes Echo“, erzählt Andrea Schuler, Leiterin der Produktion der Klostergärtnerei Baldegg.
„Es ist ein echtes Bedürfnis in der Branche da, nachdem die Hochschule Wädenswil 2006 mit der Produktion aufgehört hat“, meint Patricia Willy, Inhaberin der Wildstaudengärtnerei (Knospen- und Demeter-Label) auf Anfrage .

Bild links: Andrea Schuler ist Leiterin der Klostergärtnerei Baldegg. (Bild ej)

2009 war bei der Stiftung Brändi der eigentliche Start mit der Farnproduktion. Die nötigen Einrichtungen für die spezialisierte Produktion waren in der Klostergärtnerei Baldegg erstellt und die Gewächshausflächen vorhanden. Mit Unterstützung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) Wädenswil (ehemals Hochschule Wädenswil), die zuivor  jahrelang Farne für den Schweizer Staudenmarkt produziert hatte und die Nachfolger weiterhin mit Sporen beliefert, konnte die Produktion starten. Im Winterhalbjahr, wenn die Gemüse- und Zierpflanzenproduktion in der Klostergärtnereii weitgehend ruht, steht genügend Personal zur Verfügung für das aufwändige Pikieren, das in zwei Arbeitsgängen (pro Art und Satz)  im Laufe des Winters erfolgt.

Bild re: Die wertvollen Farnsporen werden in einem eigenen Kühlschrank aufbewahrt (Bild ej).

Knospe selbstverständlich

Die Klostergärtnerei Baldegg der Stiftung Brändi ist ein biozertifizierter Betrieb (Knospe seit 2006). Deshalb musste sich natürlich auch die Farnproduktion den Richtlinien des Labels unterziehen. Für die Anzucht sind beheizte Gewächshäuser und der Einsatz von Torf für Jungpflanzen erlaubt. Eine kommende Herausforderung werde aber die Umstellung auf torffreie Substrate darstellen, erzählt Andrea Schuler.
Bild links: Ansicht der Klostergärtnerei Baldegg/LU. (Bild ej)

Dass die Farne biologisch produziert werden, wird so nebenbei erwähnt, obwohl dies einzigartig sein dürfte. Da sich die Produktion jedoch  in den schon länger eingespielten Bio-Produktionsbetrieb einfügt, verursacht sie in Bezug auf Pflanzenschutz und Düngung keine neuen Probleme. Was aber nicht heisst, dass die Produktion deswegen einfach ist. Im Gegenteil. „Für uns ist es eine Herausforderung. Wir sind am Erfahrungen sammeln und erleben immer wieder Überraschungen“, erzählt Andrea Schuler. Dabei könne man sich nicht ausschliesslich auf fremde Erfahrungen abstützen und denken, das laufe dann gleich. Über die Kulturverläufe jeder Art und jeder Aussaat wird deshalb genau Buch geführt. Von manchen Arten werden vier Sätze ausgesät, um einerseits das Risiko zu minimieren oder unterschiedliche Aussaattermine zu testen. Bei anderen Arten ist wiederum die Nachfrage so gross, dass vier Sporen-Sätze ausgesät werden.
Besonders gefragt seien die Arten Adiantum pedatum, Athyrium filix-femina ‚Fritzelliae’, eine aus Sporen gut vermehrbare Sorte mit schmalen Wedeln und erstaunlicherweise auch Matteuccia struthiopteris.

In der Woche 36 (2010) wurde der erste Satz mit 70 Arten und einigen Sorten für die kommende Saison ausgesät. Im Vermehrungsraum stehen die Plastikschälchen sauber angeschrieben auf Gestellen verteilt, mit Speziallampen beleuchtet und unter genauer Temperatur- und Feuchtigkeitskontrolle. Ein Blick auf die Aussaatliste zeigt, dass eine Ausweitung des Sortiments angestrebt wird. Von A wie Adiantum pedatum bis Woodsia polystichoides ist ein breites Sortiment aufgelistet:. „Ohne Gewähr“, schränkt Andrea Schuler ein. „Sie müssen erst noch wachsen.“ Einige haben schon damit begonnen: in manchen Schälchen hat sich schon ein grüner Teppich gebildet, das Prothallium (siehe Bild oben re).

Farnproduktion seit den frühen 80er Jahren

Begonnen hatte die Farnproduktion in der Schweiz in den späten 80er Jahren an der damaligen Ingenieurschule Wadenswil (ISW). In Branchengesprächen hatte sich herausgestellt, dass eine Produktionslücke bei Farnen bestehe. Da die Ingenieurschule über eine geeignete Infrastruktur verfügte (Labor usw). begann man an der IWS, Farne zu vermehren, ein Sortiment mit einem Farngarten aufzubauen, Kurse zu geben und Publikationen zu veröffentlichen.


Bild li: Versandbereite Jungfarne in der Klostergärtnerei Baldegg (Bild ej)

Mit dem Abbau der Pflanzenproduktion und der Neuausrichtung des Betriebes in Wädenswil wurde auch der Lehrbetrieb aufgegeben (2006). Damit konnte auch die Farnproduktion nicht mehr gewährt werden. Es wurde Ausschau gehalten, nach einem Nachfolgebetrieb, der die Farnproduktion übernehmen könnte. Die Stiftung Brändi schien eine geeigneter Nachfolgebetrieb zu sein und so wurde bereits im Winter 2005/6 mit dem Wissenstransfer und der Weitergabe von Sporen begonnen. Diese Aufgabe wird auch heute noch von Wädenswil wahrgenommen und ist für die Klostergärtnerei Baldegg eine wichtige Unterstützung.
Die Produktion lief vorerst zaghaft an. Seit 2009 ist nun aber die Farnproduktion richtig gestartet und wird mit Erfolg vorangetrieben.

Die biologisch produzierten Farne der Stftung Brändi sind in Staudengärtnereien der Schweiz erhältlich.

Stiftung Brändi – ein grosser, vielseitiger Arbeitgeber im Kanton Luzern

Sechzehn Unternehmen an neun verschiedenen Standorten betreibt die Stiftung Brändi. Mit 1400 Beschäftigten zählt die Stiftung zu einem der grössten Arbeitgeber des Kantons. Sie bietet Arbeits-, Ausbildungs- und Wohnplätze für Menschen mit einer psychischen oder körperlichen Beeinträchtigung. Ein wichtiges Standbein der Stiftung bildet die Ausbildung. Rund 100 Lernende finden in den verschiedenen Produktionsgebieten in 14 Branchen Beschäftigung.

Der gärtnerische Bereich umfasst die beiden Betriebe in Baldegg (Klostergärtnerei) und Kriens (Floristik, Blumenladen). In Baldegg ist die Produktion untergebracht. Auf 5 Hektaren Land (inklusive Ausgleichsflächen) und 6000 Quadratmeter gedeckter Fläche wird biologisches Gemüse, Bodendecker, Beet- und Balkonpflanzen und Freilandfarne produziert
Das Gemüse wird ausschliesslich an die Gastro-Branche geliefert. Abnehmer der Bodendecker sind Baumschulen aus der Region. Beet- und Balkonpflanzen werden für den Friedhof und den eigenen Laden in Kriens produziert.

In der Klostergärtnerei Baldegg arbeiten 40 Menschen mit einer Beeinträchtigung und 15 Auszubildende, die von Gärtnerinnen und Gärtnern mit einer Zusatzausbildung in Arbeitsagogik angeleitet werden.

Seit 2006 produziert der Betrieb  biologisch nach den Richtlinien von Bio-Suisse (Knospe).
Die Farnproduktion ist mengenmässig der kleinste Produktionsbereich, aber zeitweise der arbeitsintensivste. Durchschnittlich arbeiten 6-8 Angestellte in diesem Bereich, wovon die Hälfte gärtnerisches Fachpersonal ist.
Der Betrieb ist ausschliesslich auf Handarbeit ausgerichtet: bewässert und getopft wird von Hand. Jährlich werden 100’0000 Bodendecker produziert in reiner Handarbeit.

www.braendi.ch

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