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Die Beute der Pflanzenjäger

Manche Pflanzenjäger sind auf abenteuerlichen Pfaden durch die halbe Welt gereist, um im Auftrag von Königen oder Pflanzenhändlern ganz bestimmte Gattungen oder Arten zu suchen. Andere haben Pflanzen quasi als Nebenprodukt ihrer hauptberuflichen Tätigkeit gesammelt, beschrieben und benamst.  

Die Autorin Renate Hücking hat eine Sammlung spannender Reportagen von Pflanzenjägerinnen und –jägern ihrer Beute zusammen gestellt. Die Zeitspanne reicht von 1400 v.Chr. bis ins Jahr 2000 und die Jagdgründe liegen in Europa, Australien, Amerika und Asien.

Es gibt sind unwahrscheinliche Glücksfunde, wie jener des uralten Nadelbaumes Wollemia nobilis. Umfangreiche Recherchen von brachten erst zutage, dass es sich beim Fund um eine Sensation, um einen mehrere Millionen Jahre alten Nadelbaum handelte. David Noble, Ranger im Nationalpark der Greater Blue Mountains bei Sydney hatte die ihm unbekannten Bäume in einer schwer zugänglichen Schlucht 2004 entdeckt. Die Bäumchen werden mittlerweile kommerziell produziert und sind weltweit in Baumschulen und Gartenzentren erhältlich. Die Blue Ridge Mountains wurden wegen ihrer grossen Artenvielfalt zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Der genaue Fundort hingegen wird aus verständlichen Gründen geheim gehalten.

Die Journalistin und Rosenjägerin Gerda Nissen beschränkte sich bei ihrer Suche nach alten Rosen auf Schleswig-Holstein. Sie klapperte die ländliche Gegend und die Bauerndörfer meist auf ihrem Fahrrad ab. Auf diesen Touren fand sie Dutzende alter Rosen, die sie in aufwändiger Recherche meist auch bestimmen konnte. Ihre unermüdliche Suche und ihr werben für alte Rosen trug viel dazu bei, dass die Beachtung von Rosenschulen und ihrer Kundschaft in den letzten Jahren stark zugenommen hat.

Von den Pflanzenjägern und ihrer Beute aus der neusten Zeit kann sich die Leserin ein gutes Bild machen. Anders, wenn die Lebenszeit der Porträtierten weit in der Vergangenheit liegt. Die ägyptische Pharaonin Hatschepsut (1479-1457 v.Chr.) scheint eine mutige, kluge Frau gewesen zu sein. Sie hat eine aufsehen erregende Forschungsreise ins ferne Punt organisiert, um unter anderem Weihrauch-Bäume und andere begehrte Gehölze nach Ägypten zu holen. Der Bedarf an Weihrauchharz für die religiösen Zeremonien war damals riesig. Über die Person, ihre Regierungstätigkeit und ihre Aufnahme beim Volk gibt es nur wenige Quellen. Manches basiert auf Vermutung, was aber die Faszination nicht mindert, sondern einen geheimnisvollen Schleier über die erste Pharaonin im Alten Agypten wirft.

Renate Hücking porträtiert sieben aussergewöhnliche Pflanzenjägerinnen und –jäger. Die Porträts sind gut recherchiert und spannend geschrieben. Auch dieser neue Band, den sie ohne ihre frühere Ko-Autorin Kej Hielscher geschrieben hat, ist wiederum feinstes Lesefutter für Garten- und Pflanzeninteressierte.

 

 

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