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In Appeltern können Fachleute und Hobbygärtner viel lernen

Mit über 200 Schaugärten auf 22 Hektar Land sind die „Gärten von Appeltern" der grösste Garteninspirationspark Europas. Von März bis November zieht es jährlich über 100.000 Besucher in die idyllische Gegend in der Nähe von Nimwegen, um sich inspirieren zu lassen und die Natur zu genießen. Vor über dreißig Jahren legte der niederländische Landschaftsgärtner Ben van Ooijen den Grundstein für den Park, der am 01. März wieder öffnet.

Ein Gespräch mit Ben van Ooijen

Herr van Ooijen, mehr als Ihr halbes Leben haben Sie den „Gärten von Appeltern" gewidmet, wie hat sich die Anlage in diesen Jahren verändert?
Van Ooijen: Wir haben sehr klein angefangen. Zu Beginn hatten wir nicht mehr als einen halben Hektar Land. Dieses haben wir Stück für Stück auf heute 22 Hektar ausgebaut. Das war übrigens überhaupt nicht einfach. Ich musste den Grund nach und nach erwerben und zwar von immer neuen Nachbarn. Am Anfang wollten wir vor allem ein Gesamtbild abgeben von allem, was den niederländischen Gartenmarkt ausmacht. Im Laufe der Zeit orientierten wir uns daran, was Menschen in Gärten angenehm finden. Wir liefern auch heute noch viele Informationen und bieten auch immer noch einen Überblick über das, was der Gartenbausektor kann und seine Unternehmen anbieten, aber die Atmosphäre ist viel ruhiger und entspannter geworden.

Foto: Appeltern. - Ab dem 01. März sind die "Gärten von Appeltern" wieder geöffnet und lassen das Frühlingserwachen erleben.

Von welchen Träumen mussten Sie sich im Laufe der Zeit verabschieden, welche haben Sie dazu gewonnen?
Van Ooijen: Am Anfang glaubten wir wirklich, dass die Niederlande auf ein Projekt wie das unsere warten ... wir hatten keine Marktforschung betrieben und gingen tatsächlich davon aus, dass sich unser Park von alleine verkaufen und Besucher anziehen würde. Ich unterstellte, dass man mit Gärten offene Türen einrennt. In meiner Vorstellung war die Gartenwelt eine mit sehr rosiger Zukunft. Im Rückblick hat auch wirklich vieles gut funktioniert. Aber ich habe nicht erwartet, dass die digitale Welt für unser Thema einmal so wichtig werden würde oder meine Rolle als Autor. In der Schule bekam ich im Schreiben nie gute Noten. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal als Blogger oder Kolumnenschreiber mit meinen Gartengedanken erfolgreich sein würde und damit Menschen zum Nachdenken anrege oder ihnen einfach eine Freude bereite.

Was ist Ihnen heute bei den „Gärten von Appeltern" das Wichtigste?
Van Ooijen: Das ist eine ganze Reihe von Punkten. Erneuerung gehört unbedingt dazu. Der Park muss für mich eine hohe gärtnerische Qualität aufweisen und immer wieder neu inspirieren und überraschende Elemente zeigen. Auch die Qualität des Eingangs, die Gastronomie, unser Laden und die Informationsmittel müssen passen. Unsere Besucher sollen sich willkommen und, wie wir Niederländer sagen, zuhause fühlen. Was wir zu bieten haben, ist wichtig, aber es steht und fällt mit der Begeisterung unserer Mitarbeiter. Sehr wichtig sind auch die interne Kommunikation und die Zusammenarbeit in unserem grünen Konzept. Ich werde in diesem Jahr 64 und der Park soll eine Zukunft haben. Das geht aber nur, wenn sich Parteien zusammenfinden, die ihre Bestimmung ebenfalls in einer schöneren Gartenwelt sehen. Parteien, die wie wir an einen Mehrwert von Garten glauben.

Foto: Appeltern. - Die "Gärten von Appeltern" liegen in einer idyllischen Gegend in der Nähe von Nimwegen.

Die „Gärten von Appeltern" sind längst auch für viele deutsche Gartenfreunde ein wichtiges Ziel geworden. Sehen Sie einen Unterschied zwischen den deutschen und den niederländischen Besuchern? Gibt es unterschiedliche Erwartungen bzw. Reaktionen?
Van Ooijen: Oh ja, es gibt einen Unterschied zwischen den deutschen und den niederländischen Besuchern. Wir erfahren die deutschen Gäste freundlicher und geduldiger. Wir haben aus Deutschland noch nie eine negative Kritik erfahren, aber viel Lob. Die Deutschen sind bereit, weitere Strecken zu fahren, und nehmen auch einen Stau in Kauf. Sie sind für Tipps und Ratschläge dankbar und wissensbegieriger als viele Niederländer. Manchmal denke ich, dass die deutschen Gäste eher begreifen, wie viel Energie, Zeit und Geld es kostet, einen solchen Garteninspirationspark gut gepflegt zu unterhalten. Offenbar gibt es in Deutschland keine vergleichbare Stelle, die privatwirtschaftlich geplant, angelegt und unterhalten wird. Ich mische mich tatsächlich gern unter deutsche Gruppen. Sowohl ihr Interesse als auch ihre Begeisterung motivieren mich sehr. Das tut wirklich gut! Und wenn wir Ihnen dann unser Öko-Projekt „Wilde Weelde Wereld" zeigen, können sie es kaum glauben.

Heute sieht man in Appeltern ungefähr 200 verschiedene Gärten und in jedem Jahr entstehen neue. Wann wird es Zeit, einen Garten zu vergessen und neu zu bauen?
Van Ooijen: Am liebsten würden wir in jedem Jahr acht bis zehn Gärten ersetzen. Aber das ist eine Frage des Geldes. Wir bekommen von unseren Firmenpartnern zwar die neuesten Materialien gestellt, aber nicht die Pflanzen, und auch den Entwurf und die Anlage müssen wir selber finanzieren. Wir arbeiten ständig an Wegen, Terrassen, Rabatten, Hecken und Mauern und passen das Mobiliar und die Garteneinrichtung an. Dafür müssen wir keinen ganzen Garten "umgraben". Es ist nicht so, dass wir immer die ältesten Gärten erneuern. Manche Gärten sind einfach zeitlos und brauchen keine Veränderung. Aber wenn ein Garten nicht mehr ansprechend aussieht und auch deutliche konstruktive Mängel zeigt, dann kommt er auf die Liste. In diesem Jahr starten wir mit einer neuen Initiative der Erneuerung von Gärten. Bisher haben wir die Gartenentwürfe immer selbst gemacht ... seit diesem Jahr bekommen alle Landschaftsgärtner und Planer in den Niederlanden die Gelegenheit, sich mit ihren eigenen Gartenentwürfen zu bewerben und diesen in Appeltern anzulegen. Natürlich werden die Bewerbungen von mir nach Kreativität, Idee und Qualität bewertet - einer muss es ja machen und den Kopf dafür hinhalten.

Foto: Appeltern. - In den "Gärten von Appeltern" bieten über 200 verschiedene Schaugärten Ideen und Inspirationen für Garten, Terrasse und Balkon.

Wie wichtig sind Begriffe wie Ordnung und Kontrolle im Garten?
Van Ooijen: Ordnung und Kontrolle im Garten - das bedeutet für jeden etwas anderes. Das ist sehr persönlich. Ein Problem ist, dass viele Gartenbesitzer nicht verstehen, dass, wenn sie einmal die Kontrolle verlieren, nicht nur der Garten nicht mehr schön aussieht, sondern dass gleichzeitig damit auch die Freude am Garten schwindet. Der Garten wird für sie zum Problem! Wir propagieren für den durchschnittlichen Hobbygärtner die Begriffe Regelmässigkeit und Sauberkeit. Wenn Sie jeden elften Tag an der Stelle im Garten ankommen, wo sie vor elf Tagen waren, dann haben sie kein Pflegeproblem. In einem gewissen Masse gehört Ordnung dazu (zum Beispiel müssen die Wege gepflegt sein und Unkraut weitestgehend entfernt werden). Wenn sich jemand diese Mühe mit dem Garten macht, besteht die Chance auf eine grosse Gartenliebe. Das Ganze steht und fällt natürlich mit den Erwartungen und auch mit der Zeit, die jemand für seinen Garten erübrigen möchte. Im Hinblick auf die letzten beiden Punkte kann ein Gartenarchitekt einen entsprechenden Garten entwerfen und das kann dann vielleicht auch ein nonchalanter, nicht so ordentlicher Garten sein.

Woran erkennt man einen guten Garten?
Van Ooijen: Für mich ist ein Garten erst gut, wenn in ihm genügend Pflanzen wachsen und der Gartenbesitzer damit glücklich ist. Gut ist, wenn ein Gartenbesitzer seinen Garten nach den vier Grundbedingungen anlegt, die ich einmal für das Gartenglück definiert habe. Das sind vier einfache Regeln, die allerdings alle vier gleichzeitig eingehalten werden müssen. Wir haben dazu Broschüren und auch eine Website erstellt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Geschmack von jemandem nicht so wichtig ist, wie die Qualität der Anlage eines Gartens: Wenn man eine Terrasse baut, dann darf der Belag nicht beim ersten Regen einsacken, Abgrenzungen dürfen bei einem Gewitter nicht umfallen und die Pflanzen müssen gesund gedeihen.

Wie wichtig sind die „Gärten von Appeltern" für die gartenbauliche bzw. gestalterische Ausbildung in den Niederlanden? Für Profis und für Laien?
Van Ooijen: Diese Antwort fällt mir schwer. Tatsächlich werden wir ab und zu mit Preisen für unseren Beitrag an der Gartenkultur ausgezeichnet und natürlich tut es meinem Ego gut, wenn man uns wertschätzt. Aber viel wichtiger finde ich, dass wir von dritter Seite in unserem Tun unterstützt werden, um zum grossen gemeinsamen Ziel, mehr und bessere Gärten mit glücklicheren Gartenbesitzern, beizutragen. Da stossen wir allerdings auf ein Problem: Unser übergeordnetes Ziel ist ein allgemein gesellschaftliches, daneben sind wir aber auch einfach ein Betrieb, der kommerziell arbeiten muss. Nicht jeder kann das unterscheiden. Vielleicht müssen wir einmal über eine Stiftung nachdenken, dann erklärt sich von selbst, dass das Ziel des Konzeptes grösser und bedeutsamer ist. Erfreulicherweise schliessen sich uns immer mehr gemeinnützige Organisationen an, wie der Vogelschutz, die Bildungseinrichtung Helicon oder die VHG als die niederländische Vereinigung der Landschaftsgärtner, die etwa dem deutschen BGL entspricht. Die „Gärten von Appeltern" sind aber vor allem für Laien längst ein wichtiger Ort geworden, der Inspiration und Ideen bietet und zeigt, was man mit dem Garten und mit Pflanzen alles anfangen kann. Unsere Kurse sind oft ausgebucht. In Appeltern können sowohl Fachleute als auch Hobbygärtner viel lernen.

Ziehen manche Bäume und Pflanzen auch innerhalb Ihrer Anlage um?
Van Ooijen: Das passiert, aber selten. Wir versuchen die Bäume so wenig wie möglich zu belasten. Wir wählen Arten und Sorten für bestimmte Stellen gut aus, sodass sie dort auch lange wachsen können. Wenn wir einen Garten auflösen und darin ein Baum oder ein wertvoller Solitär steht, dann nehmen wir den Baum meistens als natürliche Gegebenheit für den neuen Garten. Seit Kurzem sind alle Bäume in unserem Park katastert, inklusive der Pflegemassnahmen. Bei Stauden und kleinen Sträuchern ist das anders. Sie ziehen tatsächlich, wenn sie zu gross werden, um. Manche verkaufen wir auch in unserem Pflanzenmarkt. Manchmal sind das auch grössere Partien, die wir in unserer Gartenversteigerung neu an den Mann oder die Frau bringen. Die Pflanzen aus unseren Gärten finden schnell Abnehmer. Viele Besucher kaufen am Ende ihres Besuchs unsere Pflanzen als Erinnerung an den Tag bei uns.

Mit welchem Gefühl sollen Besucher die „Gärten von Appeltern" verlassen bzw. wiederkommen?
Van Ooijen: Für mich ist das Wichtigste, dass unsere Besucher einen schönen Tag bei uns haben, der sie ermutigt, mehr aus ihrem eigenen Garten zu machen. Wenn sie mit kribbeligen Fingern, wie wir Niederländer sagen, nach Hause fahren und ihren Garten verändern und bereichern wollen. Viele unserer Besucher kommen nicht nur einmal, sondern zu verschiedenen Jahreszeiten. Manche - auch aus Deutschland - bringen als Landschaftsgärtner ihre Kunden mit. In diesem Jahr hatten wir einen stolzen Stadtrat mit Bürgermeister zu Gast und er sagte: „Dieses Appeltern-Gefühl gibt es bei uns nirgends". Das tut natürlich gut. Aber so weit entfernt ist Appeltern ja auch wieder nicht. Wir freuen uns auf jeden Fall, dass immer mehr Deutsche den Weg zu uns finden!

Foto: Appeltern. - Ben van Ooijen, niederländischer Landschaftsarchitekt und Eigentümer der "Gärten von Appeltern".

Quelle: Appeltern

Weitere Informationen: www.garten.ch/gaerten-von-appeltern

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