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garten.ch - Newsletter 02/09

Editorial
Erste Frühlings-Boten

In den letzten Wochen habe ich den Frühling mehr herbeigeschrieben, als dass ich daran geglaubt habe, dass er auch kommen werde. Die Nebeldecke und die kühlen Temperaturen haben mir jeden Morgen ihre Botschaft vermittelt: Ewig Winter ist es und bleibt es! Meine Bemühungen an den Frühling zu glauben, wirkten eher etwas künstlich: der Topf mit den frühen Narzissen und den Christrosen (Helleborus) auf dem Balkon... Mit fachgerechtem Treiben kann man jeder Pflanze glauben machen, es sei nun Frühling. Und sie blüht. Ich freue mich darüber, doch allein die Überzeugung fehlt mir noch.

Das war gestern. Seit heute Mittag ist das ganz anders. Ich habe die ersten, noch geschlossenen Blüten von Schneeglöckchen entdeckt! Und das beim schattigen Hinterausgang des alten Fabrikgebäudes der früheren Maschinen-Fabrik-Oerlikon, in dem sich unsere Redaktion befindet. Die frühen Krokusse, die ich zu hunderten in einen Garten gepflanzt habe, seien auf gutem Weg, versichert man mir. Die Traubenhyazinthen strecken sich und bald leuchten auch schon die gelben Winterlinge (Eranthis) und die ganz frühen Tulpen (‚Early Harvest’) unter der rotblühenden Zaubernuss in meinem Garten. Ich werde nun öfters vorbei gehen und all diese Farben aufnehmen und geniessen.

Im letzten Herbst habe ich Dutzende von niederen, frühen Narzissen versenkt und mir vorgestellt, wie schön sie mit dem rotblättrigen Scharbockskraut um die Wette leuchten werden. Dann wird es nur kurze Zeit dauern, bis die Blautöne den Garten erobern werden. Der Teppich mit den Duftveilchen (Viola ‚Königin Charlotte’) wird jährlich grösser und ist ein beliebter Weideplatz für Wildbienen. Ergänzt habe ich sie mit gleichfarbigen Hyazinthen, die beide wunderbar duften und Bienen und Besucher gleichwie verrückt machen. Ein ganz anderes Blau zeigen etwas später die Traubenhyazinthen der Sorte ‚Valerie Finnis’ mit ihrem leicht verwaschenen Hellblau, die den Farbton der wildwuchernden Vergissmeinnicht treffend wiedergeben.

Soll ich nun auch noch all die Tulpen erwähnen - die wilden und die gezähmten? Die orangen, die zartgelben, die weiss-grünlichen, die burgunderfarbenen, die rotvioletten. Die frühen Triumph-Tulpen oder die geliebten lilienblütigen oder jene der Viridiflora-Gruppe? Ich habe darauf geachtet, dass zu jeder Frühlingszeit blühende Tulpen im Garten stehen, von Mitte Februar bis Mai. Dabei gab es Zeiten, da mochte ich sie gar nicht so sehr. Das muss wohl schon lange her sein...

Ob der Frühling wohl so bunt wird? Die Vorfreude ist die schönste Freude, sagt man. Ich bin selten enttäuscht, wenn ich dann die Blütenteppiche vor mir sehe. Die Wirklichkeit ist meist noch bunter als meine Phantasie.

Elisabeth Jacob

Lesen Sie auch unseren Beitrag zum Thema Schneeglöckchen (Galanthus) und Christrosen (Helleborus)

Beeren und Obst
Neuheiten für den Hausgarten

Saturn Tellerpfirsich
Nun gibt es auch die Bäumchen zu den tollen Früchten. Die fein duftenden, gelbfruchtigen Teller-Pfirsiche sind nicht nur saftig, sondern auch sehr süss. Die flache Form ist sehr praktisch zum aus der Hand essen. Was früher den chinesischen Kaisern vorbehalten war, die Pan Tao oder Peento-Pfirsiche, war lange ausschliesslich in Delikatess-Geschäften erhältlich.
Die Sorte ‚Saturn’ wurde in den 90er Jahren an der amerikanischen Versuchsstation für Obstbau entwickelt und gilt als besonders kälteresistent. Die Jungbäumchen sind ab Sommer 2009 in grossen Töpfen erhältlich.

Goji-Beere
Wenn es denn eine Trend-Frucht gäbe, so müsste man wohl sie in diesem Jahr erküren: die Goji-Beere (sprich Goutschi) oder die Chinesische Wolfsbeere. Ist sie auch nur halb so gut und wirkungsvoll wie sämtliche überschwänglichen Artikel versprechen, müssten wir alle jung („Beere der ewigen Jugend“), schön und unglaublich gesund bleiben – oder werden. Wie auch immer. Der Strauch kann zwischen 2 und 4 Meter hoch werden und bogig überhängende Zweige ausbilden, an denen die 1 cm langen roten, ovalen Früchte hängen. Sie können frisch oder getrocknet genossen werden. Der Strauch ist ausserordentlich winterhart. Damit er sich schön entwickelt, sollten die Triebe nach dem ersten Jahr stark eingekürzt werden und dann im folgenden Jahr auf sechs kräftige Triebe reduziert werden.
Über den Geschmack der Beeren gehen offensichtlich selbst beim Produzenten die Meinungen auseinander. Goji-Beeren sind wie alle andern Früchte auch Geschmacksache. Im Zweifelsfalle schmecken sie (hoffentlich) den Vögeln.

Indianer Banane
Bei dieser Frucht handelt es sich nicht etwa um eine Banane und auch nicht um eine Mango, obwohl sie wie letztere aussieht. Die Indianer-Banane (Asimina triloba) ist erst seit kurzer Zeit im Angebot von Obstproduzenten. Sie wächst zu einem hübschen, wohlgeformten Bäumchen heran (Höhe 3-5 m) mit glockenförmigen, braunroten Blüten und grossen Blättern, die sich im Herbst schön verfärben. Es sollte an einem sonnigen Ort gepflanzt werden, damit die Früchte bis im Oktober (Erntezeitpunkt) gut ausreifen. Die Frucht kann man halbieren und auslöffeln. Geschmacklich erinnert sie an eine Mischung aus Banane, Mango, Ananas und Vanille und enthält neben Vitaminen (A,C) auch Eiweiss, Fette und Kohlenhydrate. Insgesamt also sehr nahrhaft.
Ab Frühjahr 09 sind die beiden selbstfruchtenden Sorten ‚Prima’ und ‚Sunflower’ erhältlich (grüne Frucht, cremeweisses Fruchtfleisch). ‚Mango’, die wüchsigste Sorte mit gelborangem Fruchtfleisch benötigt zusätzlich eine Befruchtersorte (‚Prima’ oder ‚Sunflower’). Indianer-Bananen sind gut winterhart (-25 Grad).

Die Obst- und Beeren-Neuheiten sind bei Häberli Fruchtpflanzen, in Neukirch-Egnach erhältlich. www.haeberli-beeren.ch

Gärten und Parkanlagen
Sukkulenten-Sammlung Zürich

Sonderschau: Einzigartige Überlebenskünstler –
Sukkulenten im südlichen Afrika

Für Kakteenfreunde ist sie ein Begriff. Spaziergängerinnen, die dem See entlang gehen und sich im Winter etwas aufwärmen möchten, kennen sie ebenfalls.
Die Gewächshäuser und die erweiterte Aussenanlage beherbergen eine der weltweit grössten und umfangreichsten Sammlungen an Sukkulenten.

Zurzeit ist ein Besuch in der Sonderschau über Sukkulenten aus dem südlichen Afrika empfehlenswert. Wo sonst kann man zu dieser Jahreszeit blühende Pflanzen bewundern? Verschiedene Aloen-Arten blühen in warmen Gelb-, Orange- und Rottönen.
Im südlichen Afrika findet sich weltweit die grösste Vielfalt an Sukkulenten. Lebende Steine (Lithops), reich blühende Mesembs und Kuriositäten wie Affenbrotbäume (Adansonia digitata) mit ihren eigenartigen Stamm und Astformen könnten in ihrer Erscheinungs- und Wuchsform unterschiedlicher nicht sein. Oder die seltsame Welwitschia (W. mirabilis), die mit ihrem gigantischen Wurzelsystem in der namibischen Wüste überlebt. Sie ist übrigens – wer hätte das gedacht - mit dem einheimischen Meerträubelchen (Ephedra) verwandt.

Die Sukkulentensammlung existiert seit 1938. Sie wurde nach und nach erweitert um einzelne Bereiche und Einrichtungen (Bibliothek, Herbarium, Sprechstunde). 1997 drohte ihr allerdings Ungemach, denn der Gemeinderat wollte die Sukkulenten-Sammlung nicht mehr weiter unterstützen oder gar schliessen. Nachdem die internationale Bedeutung der Sammlung nachgewiesen und Kosten reduziert werden konnten, war der Betrieb gesichert. Die Sukkulenten-Sammlung ist gegen aussen aktiver geworden und zieht mittlerweile ein immer breites Publikum an.
www.sukkulenten.ch

Wer sich über die Ausstellung hinaus tiefer in ‚Die Sukkulentenwelt’ einlesen möchte, findet im Sonderheft 13 Beiträge über die Sukkulenten auf Madagaskar.
Eine kleine Auswahl an Kakteen steht jeweils auch zum Verkauf bereit.
www.foerderverein.ch

Die nächsten Sonntags-Matinéen finden am 22. Februar mit einer Führung durch die Sonderschau mit Urs Eggli statt (13-14 Uhr).
Am 15. März: Endemische Kakteen der Sierra Madre Oriental (Mexiko), ein Vortrag von Roland Stuber (13-14 Uhr).
Details siehe Veranstaltungskalender.