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garten.ch - Newsletter 01/09

Editorial

Gehölze schneiden – (k)eine Wissenschaft !

Die einen gehen frisch und fröhlich ans Werk, schneiden, was sie nur irgendwie erreichen können. Andere belegen Jahr für Jahr Schnittkurse und trauen sich doch nie so recht, Schere und Säge einzusetzen. Und das ist nicht falsch, denn viele Ziergehölze brauchen grundsätzlich keinen oder nur wenig Schnitt. Sie brauchen vielmehr minimales gärtnerisches Feingefühl und das erlangt manch eine Gärtnerin eher in einem Schnittkurs als beim Hantieren mit einer Astsäge.

Beim Schneiden geht es darum zu beobachten, die Form des Gehölzes zu erfassen, seinen Wuchs zu kennen, zu wissen, wann es blüht und wie es wächst. Und dann sind es die Erfahrungen, die man macht: Soll ich nun den alten Pfeifenstrauch (Philadelphus) auf den Stock setzen? Ich habs gewagt und Vater hat sich beklagt. Im zweiten Jahr hat er so schön ausgetrieben und geblüht wie schon lange nicht mehr. Vater hat sich gefreut.

Beim Mönchspfeffer (Agnus vitex-castus) in der Baumschule war ich etwas verunsichert, ob er sich vom kräftigen Rückschnitt im Frühjahr erholen würde. Die kahlen, dicken Aststummel blieben lange laublos. Doch wie schön und üppig hat er im Spätsommer geblüht!

Mit dem Schneiden von Rosen war ich lange etwas verunsichert, ebenso mit den verschiedenen Clematis und anderen Kletterpflanzen. Auch da ist es wichtig zu wissen, wann sie blühen (Clematis), ob mehrfach oder einmalig (Rosen). Seit ich eigene gepflanzt habe, in der Baumschule viele gepflegt habe und mehr darüber gelernt und erfahren habe, fällt es mir leicht.

Mit dem Schnitt an alten Hochstamm-Bäumen geht es mir allerdings jedes Jahr ähnlich: Immer nehme ich wieder die Bücher über Obstbaum-Schnitt hervor und versuche, mir den optimalen Schnitt im Kopf vorzustellen. Und dann klettere ich Jahr für Jahr auf diese Bäume im Thurgau und versuche das umzusetzen und bin doch nie ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Aber vielleicht gehts dann ab dem 1000. Hochstämmer besser, wenn nicht zuvor alle vom Feuerbrand dahin gerafft werden. 

Elisabeth Jacob

Gutes Werkzeug, guter Zeitpunkt, guter Schnitt 

Werkzeug

Eine Voraussetzung für einen gelungenen Gehölzschnitt ist es, mit gutem Schneidewerkzeug zu arbeiten. Geschärfte Gartenscheren, Astsägen mit scharfem Blatt sind ganz wichtige Bestandteile der Arbeit. Einer der wichtigsten Hersteller in diesem Bereich ist die Firma Felco (www.felco.ch), das weltweit führende Unternehmen in Sachen Schneidewerkzeuge für Landwirtschaft und Garten mit Sitz im Neuenburger Jura.

Es handelt sich zweifellos um die besten Arbeitswerkzeuge, die in diesem Bereich erhältlich sind. Die Scheren liegen gut in der Hand, sind robust und alle ihre Einzelteile können bei Bedarf ersetzt werden – also bis hin zur letzten Schraube. Natürlich erfordern sie wie alle anderen Werkzeuge auch, ein gewisses Mass an Unterhalt (Reinigen, Schärfen).  Die Scheren und Astsägen sind in vielen Gartencentern und Gartenabteilungen von Baumärkten erhältlich. Eine Übersicht über die verschiedenen Modelle, die interessante Firmengeschichte und eine Liste von Anbietern sind auf der Website nachzulesen. Dies war im übrigen ein Werbespot aus Überzeugung...

Natürlich braucht es auch robuste Leitern und nicht zu vergessen gutes Schuhwerk und praktische, der Witterung angepasste Kleidung.

Zeitpunkt

Den guten und richtigen Zeitpunkt gibt es grundsätzlich nicht. Zwischen Dezember und März bei trockenem Wetter können recht viele Bäume, Hecken und Sträucher sowie Obstbäume geschnitten werden. Die Folge des Schnitts zu diesem Zeitpunkt ist kräftiges Wachstum. Bei Obstgehölzen ist auch ein Sommer-Schnitt (Juli-September) möglich, der die Fruchtqualität steigert, aber ein gewisses Feingefühl erfordert. Wenn die falschen Triebe geschnitten werden, fällt der Ertrag im folgenden Jahr teilweise oder ganz aus.

Mit den Rosen und Clematis empfiehlt es sich zu warten, bis der Austrieb sichtbar wird. Das kommt etwas auf die Gegend und die Höhenlage an. An den meisten Orten im schweizerischen Mittelland ist März, April eine gute Zeit. Frühjahrsblühende Clematis wie beispielsweise die Sorten von Clematis montana dürfen natürlich nicht geschnitten werden. Sie können nach der Blüte, im Sommer geschnitten werden, müssen aber nicht.

Viele frühjahrsblühende Ziergehölze im Garten werden ebenfalls erst im Sommer geschnitten: Forsythien, winterblühende Schneebälle (Viburnum x bodnantense, x farreri, tinus), Flieder, strauchig wachsende Geissblätter (Lonicera x purpusii) und andere.

Leider sehen viele frühjahrsblühenden Gehölze kläglich verschnitten aus. Sie werden bereits im Herbst geschnitten, wenn die Gärten eingewintert werden. Das ist nicht sinnvoll, denn so entwickeln sie sich nicht optimal. Der Austrieb der Knospen beginnt schon sehr früh und durch den Schnitt zur Unzeit werden die Gehölze eigentlich verstümmelt.

Schnitt

Bei den Rosen können Edelrosen, Strauchrosen und Kletterrosen (mehrfach blühende) März/April kräftig zurück geschnitten werden. Bodendecker-Rosen ertragen auch den Schnitt mit Freischneider oder Mäher.

Einmalblühende Ramblerrosen sollten gar nicht und wenn einzelne Triebe (in Bodennähe schneiden) entfernt werden müssen, dann erst im Sommer.

Wildrosen brauchen auch nicht geschnitten zu werden und wenn es aus ästhetischen oder praktischen Gründen nötig ist, dann sollte in Bodennähe abgeschnitten werden. 

Kein Schnitt

Bei manchen Gehölzen ist es besser nicht zu schneiden wie bei Magnolien, Zaubernuss (Hamamelis), Scheinhasel (Corylopsis), Felsenbirnen (Amelanchier), Blumen-Hartriegel (Cornus kousa, C. florida) und noch vielen weiteren.  Manche wachsen langsam, andere entwickeln malerische Formen und da wäre es schade, man würde eingreifen. Auch grössere Einzelbäume, die man zu Hausbäumen heranziehen will, brauchen keinen Schnitt. Sie wurden bereits in der Baumschule ‚erzogen’ und man kann sie so wachsen lassen, wie es Licht und Standort ermöglichen.

Schnitt fängt beim Kauf an

Mit der Wahl der ‚richtigen’ Gehölze für den gewünschten Standort im Garten, können Sie sich unter Umständen viel Schnittarbeit ersparen.

Kaufen Sie der Grösse Ihres Gartens angepasste Gehölze.

Erkundigen Sie sich genau über Grösse, Wuchsform und Schnittverträglichkeit.

Beobachten Sie Ihre Gehölze: Wie wachsen sie? Wann blühen sie? Welche Formen haben Sie?

Literatur

Es gibt eine Fülle von Literatur zum Thema Gehölz-, Pflanzen-, Obstbaumschnitt. Manche sind sehr ausführlich und eignen sich für Gärtnerinnen, die genau Bescheid wissen wollen. Zum Beispiel:

Obstbaumschnitt; Kernobst, Steinobst, Beerenobst von Heiner Schmid aus dem Ulmer Verlag, Stuttgart, 1995; ausführlich, sehr gut, auch für Profis

202 S., kartoniert, Farb- und s/w-Aufnahmen, s/w-Skizzen

Für Praktiker, die bald loslegen möchten:

Pflanzenschnitt von Hansjörg Haas

Gräfe und Uzer Verlag, Müncher

Ein empfehlenswerter, praktischer Ratgeber mit leicht verständlichen Anleitungen zum Schnitt von Zier- und Obstgehölzen, Hecken, Stauden und Kübelpflanzen.

164 S., gebunden, Farbfotos und farbige Skizzen

Gehölzschnitt System Beltz

Hg. Fördergesellschaft ‚Grün ist Leben’ Baumschulen mbH, Pinneberg/D

Viele kurze und nützliche Hinweise zum Schneiden von Laub- oder Nadelgehölzen, insbesondere auch Hecken. Relativ wenig über Obst- und Beerenschnitt. Schnell gelesen.

72 S., kartoniert, s/w-Skizzen

Das Schneiden der Rosen von Dietrich Woessner

Ulmer Verlag, Stuttgart

Enthält die wichtigsten Hinweise zum Thema Rosenschnitt, übersichtlich und praktisch.

125 S., kartoniert, 58 Farbfotos, 27 Zeichnungen 

Beachten Sie auch unseren Veranstaltungskalender. Eine grosses Angebot an Schnittkursen vermitteln Ihnen grundlegende und erweiterte Kenntnisse: http://www.garten.ch/kalender/index.php

Gärten hier und anderswo:  Warum nicht in die Ferne schweifen?

Nong Nooch Tropical Botanical Garden, Thailand

Fasziniert von den Bildern über den botanischen Garten südlich von Bangkok will es die Redaktion nicht versäumen, allen Thailand-Reisenden diesen wunderbaren Garten wärmstens für einen Besuch zu empfehlen. Wer zurzeit virtuell reist, dem sei die Website empfohlen: www.nongnoochtropicalgarden.com

Der Garten ist auf Initiative von Mrs. Nongnooch Tansacha entstanden. Sie widersetzte sich in den 50er Jahren den ursprünglichen Plänen für eine Obstplantage und begann auf einer Fläche von 240 Hektaren ihren Gartentraum umzusetzen. Daraus ist ein phantastischer Garten entstanden, in dem sich tropischer Pflanzenreichtum mit formalen Elementen des Französischen Gartens verbinden. East meets west – könnte man als Thema des Gartens setzen. „Thai Fusion“ nannte es die Garten-Zeitschrift ‚The Garden’ der Royal Horticultural Society in ihrer Dezember-Ausgabe.

Seit 1980 ist der Garten öffentlich zugänglich und täglich strömen mehr als 2000 Besucherinnen und Besucher in den Garten. Heute wird der Garten vom Sohn der Gründerin, von Mr. Kampon Tansacha geführt.

Der Botanische Garten bietet neben formal gestalteten Bereichen eine grosse Fülle an Pflanzensammlungen, die das Herz botanisch Interessierter höher schlagen lassen: Cannas, Cycas, Palmen (mehr als 1100 Arten), Euphorbien, Heliconien, Bananensträucher, Ingwergewächse, Orchideen und vermutlich die weltweit grösste Sammlung an Bougainvilleen und noch sehr viel mehr.

Nong Nooch ist seit Beginn ein Zentrum der Forschung und der Ausbildung. Ursprünglich war der Botanische Garten vor allem auf die Konservierung von Pflanzen konzentriert. Thematisch wurde die Forschung ausgedehnt und heute umfasst die Pflanzensammlung Arten aus der ganzen Welt. Jährlich werden mehr als 700 Studierende in die hortikulturelle Praxis und in Landschaftsarchitektur unterrichtet.

Neben all den botanischen Freuden bietet Nong Nooch Tropical Botanical Garden aber auch höchst verführerische touristische Unterkünfte an, die auch Partner von Pflanzenfreundinnen erfreuen dürften.

Wissenschaft... 

Können freundliche Worte den Dünger ersetzen? 

Ein Experiment ganz besonderer Art führt die Firma Heinz (ja, die mit dem Ketchup) derzeit online durch. Zwei Tomatenpflanzen sind die Testpflanzen. Der einen Pflanze darf man ermunternde Worte schreiben, die ihr zugeflüstert werden und sie zum Wachstum anregen sollen. Die andere Pflanze wächst ohne Worte vor sich hin. Das Interessante daran ist, dass die Vergleichspflanze, die nicht von Worten berieselt wird, höher steht und also schneller wächst als die Testpflanze.

Was mag dies bedeuten? Entweder sind die Worte, die an die Testpflanze gerichtet werden, alles andere als ermunternd oder sie braucht eben auch noch den Menschen zu den Worten. Und wenn dieser der Tomate liebevoll zuflüstert: „Wachs rasch, damit aus deinen Früchten bald Ketchup wird!“ Ja, dann wird die Tomate schneller wachsen – oder auch nicht.  Ein höchst wissenschaftliches Experiment. Wir sind entzückt: www.talktotheplant.com